Offshore-Branche bejubelt das Auktionsergebnis

Nach einem zwischenzeitlichen Stimmungstief zeigt sich die hiesige Offshore-Windbranche aktuell nahezu euphorisch. Dass der Bau von Meereswindparks künftig ohne Förderung möglich sein soll, sorgt für Feierlaune.

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

Wenn sich selbst die Verlierer über das Ergebnis freuen, muss schon etwas Bemerkenswertes vorgefallen sein. So geschehen jüngst bei der ersten deutschen Auktion zur Vergütung von Offshore-Windenergie: Am Gründonnerstag hatte die Bundesnetzagentur bekanntgegeben, dass bei der Premierenausschreibung gleich drei Gebote von 0,00 ct/kWh einen Zuschlag erhalten haben. Doch wer nun erwartet hätte, dass die Unterlegenen angesichts derartiger Kampfpreise ihren Unmut über das neue Auktionssystem zum Ausdruck bringen, sah sich getäuscht. Die Branche ist sich offensichtlich in weiten Teilen darin einig, dass diese „Nullrunde“ ein Signal ist, das Hoffnung für die Zukunft macht. Das seien großartige Nachrichten, sagte Felix Würtenberger, Leiter des Bereichs Offshore-Entwicklung Niederlande und Deutschland bei Vattenfall, kürzlich bei der 13. „Windforce“-Konferenz in Bremerhaven. Für sein Unternehmen sei das Ergebnis zwar enttäuschend, weil man keinen Zuschlag erhalten habe: „Trotzdem halten wir Auktionen für einen großen Fortschritt, weil sie ein guter Weg sind, die Kosten zu senken. Und Kostenreduktion ist das Überlebensticket für die Branche.“
Beim jährlichen Branchentreffen „Windforce“ war die erste Ausschreibungsrunde unangefochten das Thema Nummer eins. Dass gleich drei Projekte ganz ohne Bezuschussung auskommen, sei ein wahrer Paukenschlag, betonte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB. Die langfristig erwarteten Kostensenkungspotenziale würden damit viel schneller umgesetzt als von Experten erwartet: „Jetzt ist es an der Politik, die Offshore-Windenergie nicht weiter als Kostentreiber der Energiewende zu brandmarken, sondern diese Chance zu nutzen, um die Ausbauziele der erneuerbaren Energien mit den Klimazielen zu synchronisieren – das heißt den Deckel deutlich anzuheben.“ Die Diskussion um die Öffnung des „Deckels“, also die Erhöhung des Ausbauziels von derzeit 15.000 Megawatt bis 2030, hatte unmittelbar nach Bekanntgabe des Auktionsergebnisses begonnen und war in Teilen der Politik durchaus positiv aufgenommen worden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal dämpfte nun allerdings diesbezügliche Hoffnungen der Branche. „Wir haben das im Moment nicht auf der Agenda“, sagte er. Energie-Staatssekretär Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium machte deutlich, dass der Netzausbau an Land nicht so schnell vorangehe wie geplant: Letztlich sei hierin die entscheidende Restriktion für einen beschleunigten Offshore-Ausbau zu sehen, nicht in der Politik.

Ein ausführlicher Bericht über die „Windforce“ und die aktuelle Stimmung in der Offshore-Branche ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen.

Andreas Wellbrock startet als neuer WAB-Geschäftsführer

Zum 1. April hat Andreas Wellbrock seinen neuen Posten als Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB mit Sitz in Bremerhaven angetreten. Vielen in der Branche ist der 52-Jährige bereits als früherer Vorstand der BLG Logistics Group bekannt, wo er seit Mitte 2013 für den Geschäftsbereich Kontraktlogistik verantwortlich war. Insgesamt war Wellbrock 16 Jahre lang für die BLG tätig und hat dort unter anderem das Geschäftsfeld Logistik für die Offshore-Windenergie aufgebaut. Für seinen neuen Job hat er sich unter anderem vorgenommen, mehr auf die Mitglieder der WAB zugehen zu wollen.

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

Vom familiengeführten Ingenieurbüro bis zum Großkonzern: Der Mitgliederkreis des Branchennetzwerks ist sehr heterogen, und so gibt es auch viele unterschiedliche Interessen, die miteinander zu koordinieren sind. „Wir wollen darum im Rahmen einer Befragung klären, wo unsere Mitglieder künftig die Schwerpunkte der WAB-Arbeit sehen“, nennt Wellbrock eines seiner vordringlichen Ziele. „Wir wissen aus der bisherigen Arbeit, dass für große Unternehmen die Lobbyarbeit in Berlin eine große Rolle spielt. Kleinere Unternehmen haben möglicherweise ganz andere Interessen, und das wollen wir herausfiltern, weil wir ja nach innen auch einen Dienstleistungs- und Serviceauftrag haben.“
Dass die WAB vor einigen Wochen den Messeteil der „Windforce“ abgesagt hat, stelle die Veranstaltung als Ganzes keineswegs in Frage, betont der neue Geschäftsführer. Angesichts der Konkurrenz durch die WindEnergy Hamburg, die Husum Wind und die Hannover Messe habe man sich entschieden, die Konferenz-Inhalte wieder in den Mittelpunkt der „Windforce“ zu stellen. „Wir bekommen immer wieder gespiegelt, dass auf diesem Niveau auf keiner anderen Veranstaltung Vorträge gehalten werden, aber auch über aktuelle Themen diskutiert werden kann“, sagt Wellbrock. „Das ist so etwas wie der Familientreff der Offshore-Windbranche, und darauf können wir im Moment nicht verzichten – und das wollen wir auch nicht.“
Die größte Herausforderung für die Zukunft ist aus Sicht des 52-Jährigen das Erneuerbare-Energien-Gesetz und alles, was damit zu tun hat. Die Branche könne ihre Potenziale nur dann voll ausschöpfen, wenn sie sich auf langfristige Planungssicherheit, ein passendes Umfeld für dynamische Entwicklung und eine sinnvolle Gestaltung des Ausschreibungsmodells verlassen können.

Ein ausführliches Interview mit Andreas Wellbrock ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf Seite 89 zu lesen.

Fraunhofer IWES nimmt neuen Gondelprüfstand in Betrieb

Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) hat in Bremerhaven nach 18-monatiger Bauzeit einen Prüfstand für Windenergieanlagen in Betrieb genommen. Das „Dynamic Nacelle Testing Laboratory“ (DyNaLab) ist nach Institutsangaben in seiner Leistungsfähigkeit weltweit einmalig und soll Turbinenherstellern zu einer schnelleren und sichereren Markteinführung ihrer Produkte verhelfen.

Feierliche Inbetriebnahme: der neue Gondelprüfstand des Fraunhofer IWES

Feierliche Inbetriebnahme: der neue Gondelprüfstand des Fraunhofer IWES

Rund 35 Millionen Euro hat der Bau des neuen Prüfstands gekostet. Ausgerichtet ist er auf komplette Gondeln im Leistungsbereich von zwei bis acht Megawatt (MW), wodurch er insbesondere auch für Anlagenhersteller aus dem Offshore-Bereich interessant sein dürfte. Im DyNaLab lassen sich Feldversuche unter realitätsnahen Bedingungen nachbilden, was unter anderem zu einer Verkürzung der Testphase von Prototypen führen soll. Anhand unterschiedlicher Belastungsszenarien sollen sich zudem die Betriebsführung und Regelung der Anlagen optimieren lassen. Insgesamt erhofft sich das IWES mit dem Prüfstand einen wichtigen Beitrag sowohl zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Windturbinen als auch zur Senkung von Wartungs- und Reparaturkosten zu leisten. „Eingeweiht“ wird die Anlage derzeit mit einem 3-MW-Prüfling von Jacobs Powertec. Für den Dezember und die Folgemonate hat sich kürzlich der erste Offshore-Kunde angemeldet: Der Bremerhavener Turbinenhersteller Adwen will dann den Antriebsstrang seiner neuen 8-MW-Anlage im DyNaLab auf Herz und Nieren testen lassen, bevor 2016 der erste Prototyp aufgestellt werden soll.

Ein ausführlicher Bericht zum IWES-Gondelprüfstand ist in der Dezember-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 70 und 71 zu lesen.

Siemens will Netzanbindung von Offshore-Windparks günstiger machen

Die nächste Generation von Netzanbindungssystemen zur Übertragung von Offshore-Windstrom steht in den Startlöchern. Technologiekonzern Siemens hat eine neue Lösung entwickelt, die zu einer deutlichen Kostenreduzierung führen soll.

Die neue Netzanschlusslösung von Siemens soll das Volumen der Plattformaufbauten um 80 Prozent senken.

Die neue Netzanschlusslösung von Siemens soll das Volumen der Plattformaufbauten um 80 Prozent senken.

In der deutschen Nordsee entstehen die meisten Offshore-Windparks weit entfernt von der Küste. Weil der von den Windkraftanlagen erzeugte Drehstrom über solche Entfernungen nur mit sehr großen Verlusten zum Festland transportiert werden könnte, muss er vorab in Gleichstrom umgewandelt werden. Dafür werden Konverterstationen benötig: Bisher sind das riesige Plattformen, deren Kernstücke jeweils zwei große Konverterhallen mit luftisolierten Transistormodulen sind. Siemens will die Plattformen nun massiv verkleinern und damit sowohl in der Produktion als auch im Betrieb erheblich günstiger machen. Erreicht werden soll das durch einen Umstieg auf gasisolierte Hochspannungsbetriebsmittel, wie Vertreter des Technologiekonzerns jetzt am Rande der Nationalen Maritimen Konferenz in Bremerhaven erläuterten.
Im Zentrum stehen demnach sogenannte Diodengleichrichtereinheiten, die die bisher verwendeten Transistormodule ablösen sollen. Dadurch soll das Gewicht der Plattformen um 65 Prozent reduziert werden, das Volumen sogar um 80 Prozent. Die Neuentwicklung sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Konzernziel, die Gestehungskosten von Offshore-Windstrom bis 2020 auf unter zehn Cent pro Kilowattstunde zu senken, sagte Jan Mrosik, Chef der Energy-Management-Sparte. Mit der offiziellen Markteinführung sei kommendes Jahr zu rechnen.
Siemens plant, bis zu drei der neuen Plattformen miteinander zu einem Offshore-Netzknotenpunkt zu verbinden. Die bisher zusätzlich benötigten parkinternen Umspannplattformen könnten dadurch entfallen. Durch die Verknüpfung könnten nach Konzernangaben mehrere Windparks mit einer Gesamtleistung von bis zu 1200 Megawatt ans Festland angebunden werden.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Dezember-Ausgabe der „Hansa“  (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 und 75 zu lesen.

Runter mit den Kosten

Immer wieder hatte es die Branche in den vergangenen Jahren betont: Wenn die Offshore-Windenergie auf lange Sicht wettbewerbsfähig sein will, muss der Bau von Meereswindparks deutlich günstiger werden. Mittlerweile führt der Weg offensichtlich in die richtige Richtung, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der britischen Organisation Offshore Renewable Energy Catapult hervorgeht. Demnach sind die Stromgestehungskosten für Offshore-Windenergie in Großbritannien zwischen 2010 und 2014 um elf Prozent gesunken. Erklärtes Ziel einiger europäischer Akteure ist es, bis 2020 einen Wert von zehn Cent pro Kilowattstunde zu erreichen oder sogar zu unterschreiten. Zum Vergleich: Für voriges Jahr beziffert Siemens, unangefochtener Marktführer bei der Produktion von Offshore-Turbinen, die Stromgestehungskosten in einem Fallbeispiel mit einer Sechs-Megawatt-Anlage noch auf 14,5 ct/kWh.
Aufmerksamkeit erregte jüngst Energiekonzern Vattenfall mit der Nachricht, die Ausschreibung für den dänischen Meereswindpark „Horns Rev 3“ gewonnen zu haben und für die ersten zehn bis zwölf Jahre eine Einspeisevergütung von umgerechnet rund 10,3 ct/kWh zu erhalten. Als neuer Maßstab könne dies allerdings nicht betrachtet werden, sagt Gunnar Groebler, Leiter des konzernweiten Geschäftsbereiches Wind: „Man darf diesen Wert auf keinen Fall mit Werten in anderen Ländern vergleichen, weil ,Horns Rev 3ʻ einfach ein paar projektspezifische Besonderheiten hat.“
So wird der Windpark in einer geringen Wassertiefe und nahe an der Küste gebaut, zudem kann Vattenfall bei Errichtung und Betrieb Synergien mit seinen in unmittelbarer Nähe gelegenen deutschen Projekten „DanTysk“ und „Sandbank“ sowie dem dänischen Windpark „Horns Rev 1“ nutzen: Für alle vier Projekte befinden sich sowohl der Basishafen als auch das Kontrollzentrum im dänischen Esbjerg. Und nicht zuletzt ist in Dänemark der staatliche Netzbetreiber Energinet.dk für die gesamte Netzanbindung, also auch für den Bau der Umspannplattform, zuständig. Allgemein betrachtet gebe es nicht das eine und alles entscheidende Kostensenkungspotenzial, meint Groebler. „Es ist vielmehr eine Kette von Teilelementen, die da eine Rolle spielt: Das beginnt bei der Lernkurve und geht über größere Turbinen und Effizienzsteigerungen bei den Zulieferern bis hin zu Genehmigungs- und Zertifizierungsaspekten, die im europäischen Kontext geregelt werden müssen.“
An größeren und leistungsstärkeren Anlagen, deren Anteil an den Gesamtkosten eines Offshore-Windparks derzeit rund ein Drittel ausmacht, arbeiten aktuell alle Hersteller. Die Rechnung ist einfach: Je höher die Nennleistung der einzelnen Turbine ist, umso weniger Anlagen müssen errichtet werden, um auf die gewünschte Gesamtleistung eines Projekts zu kommen – und umso geringer sind später auch die Betriebs- und Wartungskosten. Siemens hat darüber hinaus gerade eine neue Lösung zur Netzanbindung von Offshore-Windparks vorgestellt: Mithilfe eines so genannten Offshore-Transformatormoduls soll künftig ein dezentrales System zur Wechselstromübertragung zur Verfügung stehen, das nach Unternehmensangaben etwa ein Drittel kleiner ist als die bisher gängigen Umspannplattformen und die Kosten in diesem Bereich um bis zu 40 Prozent reduzieren soll. Auch in anderen Bereichen entwickeln die Akteure neue Produkte, Konzepte und Dienstleistungen, die zur Kostensenkung beitragen sollen.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist als „Story des Monats“ auf der Website des Magazins „neue energie“ zu lesen.

Die Pionierphase ist vorbei

Andreas Wagner

Andreas Wagner

Lange hatte die Offshore-Windindustrie mit Verzögerungen zu kämpfen, aber jetzt zeigen die aktuellen Ausbau-Zahlen: Die Branche hat die Pionierphase mittlerweile hinter sich gelassen. Insgesamt 258 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.049,2 Megawatt (MW) haben nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard in der deutschen Nord- und Ostsee zum Jahreswechsel Strom ins Netz eingespeist. Wenn alle Meereswindparks, die derzeit gebaut werden, fertiggestellt und ihre Anlagen komplett ans Stromnetz angebunden sind, wird die in deutschen Gewässern installierte Offshore-Leistung demnach 3.275,5 MW betragen – das entspricht gut der Hälfte des Ausbauziels von 6.500 MW bis 2020, das die Bundesregierung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 vorgegeben hat. „Wir haben jetzt mit der Offshore-Technologie die Industrialisierungsphase erreicht“, macht Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie, deutlich. „Nach unserer Einschätzung können die 2020-Ziele aller Voraussicht nach erreicht werden: Nach der EEG-Novelle vom vorigen Jahr sind wir da auf einem guten Weg.“

Ronny Meyer

Ronny Meyer

Durch das zum 1. August 2014 in Kraft getretene neue EEG war eine lange Zeit der Unklarheit über die künftigen Rahmenbedingungen beendet worden. Zu einer neuen Investitionssicherheit trägt seither nicht zuletzt die Verlängerung des sogenannten Stauchungsmodells bis Ende 2019 bei, nach dem Windparkbetreiber in den ersten acht Jahren von einer erhöhten Anfangsvergütung profitieren können. „Auf Seiten der Investoren ist die Stimmung gut“, sagt Ronny Meyer, Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB. Die jüngste Investitionsentscheidung von Vattenfall und Stadtwerke München zum Bau des Offshore-Windparks „Sandbank“ in der Nordsee sowie die Ankündigung des spanischen Stromkonzerns Iberdrola, in der Ostsee das Projekt „Wikinger“ umsetzen zu wollen, seien „zwei gute Zeichen“, so Meyer. „Das zeigt, dass die Unternehmen wieder Geld in die Hand nehmen – sofern auch die benötigten Netzanbindungen verbindlich zugesichert sind.“ Zusammen mit den beiden Windparks „Gode Wind 1 und 2“, die der dänische Energiekonzern Dong Energy in diesem und im kommenden Jahr bauen will, sind damit schon 1.220 weitere MW in trockenen Tüchern.
Alles andere als glücklich ist die Branche dagegen mit dem Ausbauziel für 2030, das von ursprünglich 25 auf jetzt nur noch 15 Gigawatt zurückgestutzt wurde. Umgerechnet bedeutet das, dass zwischen 2020 und 2030 etwa zwei Meereswindparks pro Jahr errichtet werden müssten. „Das ist deutlich unter der Leistungsfähigkeit der Offshore-Windindustrie“, zeigt sich Meyer überzeugt. Und auch Wagner ist der Meinung, dass diese Zahl noch einmal überdacht werden sollte: Eine Studie zu den Einsparpotenzialen der Branche habe klar gezeigt, dass ein zentraler Hebel zur Kostensenkung eine stärkere Marktentwicklung und Marktdurchdringung sei. „Ein konsequenter Ausbau auf hohem Niveau führt am ehesten zu hohen Kostensenkungen“, betont der Geschäftsführer der Offshore-Stiftung.
Unterdessen zeichnet sich die nächste Unsicherheit bereits ab: Die Bundesregierung will die bisherigen festen Einspeisevergütungen für Erneuerbare-Energien-Anlagen abschaffen und durch Ausschreibungen ersetzen, in deren Rahmen die Förderhöhe künftig jeweils individuell ermittelt werden soll. Was das für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie bedeutet, steht noch nicht fest. Es müsse jedenfalls vorab sorgfältig geprüft werden, ob damit tatsächlich die gewünschten Kostensenkungen erzielt werden könnten, meint Wagner. Gerade für die Offshore-Windindustrie mit ihren langen Realisierungszeiträumen und den hohen Investitionskosten müssten zuverlässige Mechanismen entwickelt werden, „die einen erneuten Investitionsstopp und einen Fadenriss verhindern“. Und Meyer weist darauf hin, dass es in Deutschland schon jetzt eine hohe Akteursvielfalt und damit einen funktionierenden Wettbewerb gebe. „In Dänemark und Frankreich zum Beispiel, wo es schon Ausschreibungen gibt, sind deutlich weniger Wettbewerber auf dem Offshore-Markt aktiv.“

Ein ausführlicher Artikel zum aktuellen Stand beim Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland ist in der März-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 und 75 zu lesen.

Offshore-Windparks: Neuer Lebensraum oder Gefahr für die Tierwelt?

Bau und Betrieb von Offshore-Windparks stellen Eingriffe in die Meeresumwelt dar. An einem umfassenden Gesamtbild über die tatsächlichen Auswirkungen auf die marine Flora und Fauna wird derzeit noch gearbeitet.

Ob Makrele oder Hering, Schweinswal oder Hummer, Taschenkrebs oder Alge: Hunderte von Meeresorgansimen leben in der deutschen Nord- und Ostsee, und alle müssen sie sich mit verschiedenen menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum arrangieren. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat mit der Fischerei, Nährstoffeinträgen (Abwässer und Düngemittelreste) sowie Abbau- und Baggerarbeiten drei Hauptgefährdungsfaktoren für die marine Flora und Fauna ausgemacht. In einer im vorigen Mai von der Behörde veröffentlichten Roten Liste der Meeresorgansimen heißt es, dass nur knapp 31 Prozent von 1.700 analysierten Arten nachweislich nicht gefährdet seien. 30 Prozent stehen auf der Roten Liste und gelten somit als gefährdet, bei den übrigen Arten gibt es noch nicht genügend Informationen für eine fundierte Einschätzung. Inwieweit der Ausbau der Offshore-Windenergie langfristig negative – oder am Ende vielleicht sogar positive – Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Zwar gibt es zahlreiche punktuelle Untersuchungen hierzu, etwa im Rahmen der ökologischen Begleitforschung an den FINO-Forschungsplattformen und im Testfeld „alpha ventus“, doch ein umfassendes Gesamtbild wird es erst dann geben können, wenn mehrere Windparks für einige Jahre in Betrieb gewesen sind und die Forschung fortgesetzt wird. Ein Tier, dem in diesem Zusammenhang seit einiger Zeit eine besonders große Aufmerksamkeit zukommt, ist der als stark gefährdet und streng zu schützend eingestufte Schweinswal, der zum (Über-)Leben zwingend auf sein gutes Gehör angewiesen ist. Nach aktuellem Wissensstand kann bei Schweinswalen durch einen einzigen so genannten Einzelereignisschalldruckpegel, wie er beim Rammen von Fundamenten gleich tausendfach vorkommt, ab 164 Dezibel (dB) eine Hörschwellenverschiebung ausgelöst werden. Eine solche zeitweise Schwerhörigkeit kann zu schweren Störungen bei der Orientierung, der Nahrungssuche und der innerartlichen Kommunikation der Meeressäuger führen. Um die Tiere davor zu bewahren, ist in Deutschland ein Grenzwert von 160 dB vorgeschrieben, den Errichter von Offshore-Windparks mithilfe geeigneter Schallminderungsmaßnahmen einzuhalten haben. Bei den ersten Projekten in hiesigen Gewässern gelang das vielfach trotz des Einsatzes eines Blasenschleiers, bei dem um das Fundament herum auf den Meeresboden gelegte Druckluftschläuche zur Verringerung des Rammschalls Luftblasen erzeugen, noch nicht. Mittlerweile hat sich die Schallschutztechnik nach Aussage von Nico Nolte vom für Genehmigungen zuständigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) allerdings „sehr positiv entwickelt“. Bei den Ramm-Arbeiten im vergangenen Jahr sei der Grenzwert fast durchgängig eingehalten worden, sagt der Leiter des Referats Ordnung des Meeres.
Dass Offshore-Windparks nicht nur als Gefahr für die Meeresumwelt zu betrachten sind, sondern bestimmten Organismen auch einen neuen Lebensraum bieten, haben die bisherigen Forschungen bereits gezeigt. Aussagen hierzu sind allerdings nicht pauschal, sondern bestenfalls für einzelne Arten möglich. So gilt für Rast- und Zugvögel, dass sie durch die Windkraftanlagen einen Teil ihres Habitats verlieren können und die Gefahr von Kollisionen mit Rotorblättern besteht. Unter Wasser hingegen dienen die Fundamente als künstliche Riffe, an denen sich „enorme Mengen an Biomasse“ ansammeln, wie Lars Gutow vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) berichtet. „Krebse und Miesmuscheln zum Beispiel siedeln sich extrem schnell an. Insgesamt beobachten wir in den Windparks eine deutliche Zunahme der lokalen Biodiversität.“ Allerdings: Wo Gewinner seien, gebe es üblicherweise auch Verlierer. Eine grundsätzliche Bewertung sei aufgrund der eingeschränkten Datenlage momentan noch nicht möglich.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der Januar-Ausgabe des Magazins „neue energie“ auf den Seiten 32 bis 37 zu lesen.

Offshore-Windenergie: Rücken- oder Gegenwind für den Tourismus?

Gerade entlang der Küsten von Nord- und Ostsee hat der Tourismus eine ganz besondere Bedeutung, für viele Kommunen ist er der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Die Frage, ob der Ausbau der Windenergie und speziell der Offshore-Windenergie einen Einfluss auf die Besucherzahlen haben könnte, wird hier darum auch besonders intensiv diskutiert – und das durchaus kontrovers.

Offshore-Windpark "Meerwind Süd|Ost" in der Nordsee

Offshore-Windpark „Meerwind Süd|Ost“ in der Nordsee

Belege dafür, dass die Windräder im Meer tatsächlich Urlaubsgäste abschrecken könnten, gibt es bislang nicht. Allerdings sind mit „EnBW Baltic 1“ in der Ostsee und „Riffgat“ in der Nordsee bis jetzt auch erst zwei Windparks innerhalb des Küstenmeeres und damit in Sichtweite vom Festland beziehungsweise von einer der Urlaubsinseln errichtet worden. Die meisten deutschen Offshore-Windparks entstehen in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone weit entfernt von den Küsten. In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Martin-Luther-Universtität Halle-Wittenberg mit dem Titel „Akzeptanz der Offshore-Windenergienutzung“ heißt es dazu, dass sowohl Küstenanwohner als auch Touristen überwiegend positive Einstellungen zu Offshore-Windparks hätten. Die Akzeptanz sei jedoch höher, wenn die Anlagen küstenfern errichtet würden – wobei Touristen küstennahe Anlagen durchschnittlich positiver bewerteten als die Anwohner. Zwischen 2009 und 2012 hatten die Wissenschaftler insgesamt drei Befragungen in verschiedenen Urlaubsregionen durchgeführt. „Auch wenn sich keine negativen Auswirkungen auf den Tourismus finden, hat sich die Hoffnung, Offshore-Windparks würden zu touristischen Attraktionen werden, bisher nicht erfüllt“, schreiben die Autoren. Im vergangenen Jahr war eine Studie der Stiftung Offshore-Windenergie zum „Einfluss der Offshore-Windenergie auf den Tourismussektor“ zu dem Ergebnis gekommen, dass Meereswindparks als Touristenattraktionen dienen könnten und in regionale Tourismuskonzepte einbezogen werden sollten. Entsprechende Angebote böten die Möglichkeit, „sich abzuheben und auf dem wettbewerbsintensiven Tourismusmarkt eine Nische zu besetzen“, heißt es dort. Auf diese Karte setzt man beispielsweise auf Helgoland, wo sich drei Windparkbetreiber mit Servicestationen niedergelassen haben und von wo unter anderem Schiffstouren zu den benachbarten Offshore-Windparks organisiert werden, sowie in Bremerhaven, wo derzeit ein Informationszentrum Offshore-Windenergie entsteht und wo es schon seit mehreren Jahren eine themenbezogene Hafenrundfahrt mit dem Titel „Tour die Wind“ gibt. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns herrscht dagegen momentan eine äußerst kritische Haltung gegenüber dem weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie. Hintergrund ist ein neues Landesraumentwicklungsprogramm, das voraussichtlich bis Anfang 2016 in Kraft treten soll und das laut aktuellem Entwurf der Landesregierung in Schwerin diverse Vorranggebiete für Windkraftanlagen im Küstenmeer festlegt, deren Mindestabstand zum Festland lediglich sechs Kilometer betragen soll. Vom Tourismus abhängige Gemeinden und die entsprechenden Verbände befürchten, dass sich Urlauber von den Windrädern gestört fühlen werden und der Tourismus dadurch nachhaltig Schaden nehmen könnte.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der September-Ausgabe des Magazins „neue energie“ auf den Seiten 32 bis 34 zu lesen.

Offshore-Windbranche setzt auf ein Ende der Auftragsflaute

Die deutsche Offshore-Windbranche hat die Pilot- und Testphase erfolgreich hinter sich gebracht und startet die Industriephase: Das war Mitte Juni die Kernbotschaft des dreitägigen Branchentreffens „Windforce 2014“. Zum zweiten Mal nach 2012 fand die Fachkonferenz um eine Offshore-Messe ergänzt in Bremen statt und brachte dort Offshore-Experten aus dem In- und Ausland zusammen.

"Windforce 2014" in Bremen

„Windforce 2014“ in Bremen

Vier Offshore-Windparks sind in der deutschen Nord- und Ostsee derzeit am Netz, neun weitere sind im Bau oder bereits fertiggestellt und sollen in diesem oder im nächsten Jahr ihre Netzanbindung erhalten. Wenn es so weit ist, werden insgesamt 789 Anlagen über eine installierte Gesamtleistung von rund 3.200 Megawatt (MW) verfügen und damit nach Angaben der Windenergie-Agentur WAB etwa 3.600.000 Haushalte mit Offshore-Strom versorgen. Damit ist die Hälfte des neuen politischen Ziels von 6.500 MW bis 2020 praktisch schon erreicht – die zweite Hälfte dürfte pünktlich folgen, wenn man den Aussagen auf der „Windforce“ Glauben schenkt. Zumindest zeigten sich viele Branchenvertreter optimistisch, dass das von der Bundesregierung vorgegebene Etappenziel auch tatsächlich erreicht werden kann. Sofern die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in der derzeit bekannten Form wie geplant zum 1. August in Kraft trete, sei zeitnah mit neuen Aufträgen zu rechnen, war zu hören. Mit dem von ursprünglich 25.000 auf nunmehr 15.000 MW zurückgestutzten Ausbauziel bis 2030 hat sich die Branche hingegen nach wie vor nicht arrangiert. „Da haben wir sicher noch einiges vor uns, um das noch einmal zu erhöhen“, machte WAB-Chef Ronny Meyer deutlich.
Während die Konferenz diesmal von gut 500 internationalen Teilnehmern besucht wurde, stellten auf der Messe 253 Unternehmen Komponenten, Dienstleistungen und Projekte der gesamten Wertschöpfungskette aus. Trotz eines leichten Rückgangs bei den Aussteller- und Besucherzahlen zeigten sich die Veranstalter durchweg zufrieden. „Nach einem gelungenen Auftakt der Messe vor zwei Jahren freut es uns außerordentlich, dass wir trotz des schwierigen Marktumfelds in diesem Jahr rund 5.000 Fachbesucher begrüßen durften“, betonte Jens Eckhoff, Geschäftsführer der Offshore Wind Messe- und Veranstaltungs GmbH.

Ein ausführlicher Bericht über die “Windforce 2014″ ist in der Juli-Ausgabe der “Hansa” (International Maritime Journal) auf den Seiten 44 und 45 zu lesen.

Neue Windkraftanlagen sollen zur Kostensenkung beitragen

Die Offshore-Windindustrie entwickelt eine neue Generation von Turbinen und will damit zur Kostensenkung in der Branche beitragen. Der Trend geht zu höheren Nennleistungen und größeren Rotordurchmessern.

Die Hersteller von Offshore-Turbinen entwickeln derzeit eine neue Generation von Anlagen.

Die Hersteller von Offshore-Turbinen entwickeln derzeit eine neue Generation von Anlagen.

Wenn die Offshore-Windenergie langfristig im Wettbewerb mit anderen erneuerbaren Energien bestehen will, muss die Branche die Kosten senken: Darin sind sich alle Beteiligten einig. Die von Windparkbetreibern und Anlagenproduzenten häufig genannte Zahl von 30 bis 40 Prozent Einsparpotenzial wird auch durch eine voriges Jahr von der Stiftung Offshore-Windenergie zu diesem Thema veröffentlichte Studie bestätigt. Bei heute realisierten Meereswindparks lägen die Stromgestehungskosten bei real 12,8 bis 14,2 Cent pro Kilowattstunde, heißt es darin. Je nach Fortgang der Entwicklung könnten diese Kosten in den kommenden zehn Jahren um 32 bis 39 Prozent reduziert werden. Zentraler Treiber sei „die kontinuierliche technische Weiterentwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, schreiben die Autoren.
Ein Ansatzpunkt sind die Windkraftanlagen selbst, wenngleich ihr Anteil an den Gesamtinvestitionskosten eines Windenergieprojekts bei Weitem nicht so hoch ist wie an Land. Während bei Onshore-Windparks die Faustregel gilt, dass die Anlage etwa 70 Prozent der Kosten ausmacht und die restlichen 30 Prozent für Turm, Fundament und Logistik aufgewendet werden, gilt auf See das umgekehrte Verhältnis. Dessen ungeachtet ist auf dem Markt aktuell viel Bewegung zu beobachten: Sowohl etablierte Hersteller von Offshore-Turbinen als auch Marktneulinge haben kürzlich Prototypen neuer Modelle aufgestellt oder sind kurz davor. Dabei geht der Trend einerseits zu höheren Nennleistungen und andererseits zu größeren Rotordurchmessern. Auch getriebelose Anlagen sind unter den Neuentwicklungen.
Die Leistung sei nur ein ganz kleiner Hebel zur Kostensenkung, sagt Professor Andreas Reuter, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES). „Entscheidend ist die Verfügbarkeit: Die geht 1:1 in den Preis einer Kilowattstunde ein.“ Die bisherigen Erfahrungen seien hier insgesamt positiv, Anfangsschwierigkeiten zum Beispiel mit Triebsträngen und Rotoren habe die Branche mittlerweile recht gut im Griff. Handlungsbedarf sehe er hingegen noch bei der Zuverlässigkeit der Leistungselektronik. „Da sind die Ausfallraten auf See immer noch zu hoch“, erläutert Reuter. „Für die Zukunft ist das sicher einer der Schwerpunkte für Weiterentwicklungen, weil sich da mit relativ wenig Aufwand relativ viel erreichen lässt.“ Der Trend zu längeren Rotorblättern sei durchaus sinnvoll, weil sich damit auch zu windschwachen Zeiten vergleichsweise viel Strom erzeugen lasse. Und die getriebelosen Modelle hätten tendenziell das Potenzial, weniger wartungsanfällig und damit zuverlässiger in der Stromproduktion zu sein. Reuter: „Das ist aber kein Automatismus. Da muss man jetzt sehen, wer seine Hausaufgaben wie gut macht.“

Ein ausführlicher Artikel zu den neuen Offshore-Turbinen europäischer Hersteller ist in der Juni-Ausgabe des Magazins „neue energie“ auf den Seiten 34 bis 43 zu lesen.

Bei der Finanzierung von Offshore-Windparks gibt es keine Flaute

An Fremdfinanzierern herrscht in der Offshore-Windbranche aktuell kein Mangel. Die entscheidende Frage ist, ob die Investoren nach der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) endlich wieder Eigenkapital in die Hand nehmen werden.

Geld ist da: An Finanzierern herrscht derzeit in der Offshore-Windbranche kein Mangel.

Fremdkapital ist da: Nehmen die Investoren bald auch wieder Eigenkapital in die Hand?

Nach Einschätzung von Experten stehen genügend Banken, Fonds und andere Geldgeber bereit, um Fremdkapital für Offshore-Windprojekte bereitzustellen. Problematisch ist eher, dass das benötigte Eigenkapital derzeit nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt wird. „Grundsätzlich ist das neue EEG ein positives Zeichen“, meint Dirk Briese, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts wind:research. „Jetzt müssen wir abwarten, wie die Investoren darauf reagieren.“ Auch Nils Driemeyer von der HSH Nordbank betont, dass die Zahl der potenziellen Kreditgeber im Offshore-Bereich gestiegen und momentan viel Kapital in den Märkten vorhanden ist. „Bei institutionellen Anlegern wie Versicherungen und Pensionskassen sammeln sich enorme Beträge an, die investiert werden müssen“, berichtet der Banker. Angesichts des allgemein niedrigen Zinsniveaus würden Offshore-Investments für solche Anleger attraktiv. Mit der KfW und der Europäischen Investitionsbank gibt es darüber hinaus zwei Förderbanken, die sich in diesem Bereich engagieren.
Warum die Investitionsbereitschaft trotz eines positiven Finanzierungsumfelds derzeit nicht sehr hoch ist, hat kürzlich Marita Balks, Professorin für Finanzierung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, zusammen mit ihrem Co-Autor Philipp Breloh untersucht. Ein wesentliches Ergebnis ihrer Analyse mit dem Titel „Risikobewertung bei Investitionen in Offshore-Windanlagen“: Bestimmte Risiken können in der noch jungen Branche bisher nicht sicher genug eingeschätzt werden und stehen in keinem adäquaten Verhältnis zu den erwarteten Renditen, was zusammen mit der Unsicherheit über die zukünftigen Rahmenbedingungen viele potenzielle Investoren zuletzt gehemmt hat. „Wegen der hohen Risiken werden in der Offshore-Windenergie üblicherweise zweistellige Renditen erwartet, was mit der aktuellen Vergütungsstruktur schon schwer zu erreichen ist“, erläutert Balks. „Mit der vorgesehenen Vergütungsdegression wird es entsprechend noch knapper – da wird sich jeder Geldgeber die Frage stellen, ob er eine Investition tatsächlich tätigt oder ob er es besser unterlässt.“

Ein ausführlicher Artikel zur Finanzierung von Offshore-Windparks ist in der Mai-Ausgabe des Magazins „neue energie“ auf den Seiten 28 bis 33 zu lesen.

Wer hilft im Notfall?

Die großen Entfernungen zum Festland und zum Teil schwierige Wetterverhältnisse machen Rettungsaktionen in Offshore-Windparks zu einer Herausforderung für alle Beteiligten. Im Großen und Ganzen funktionieren die Rettungsketten gut – noch nicht hinreichend geklärt ist allerdings die Schnittstelle zwischen unternehmerischer und staatlicher Verantwortung im Offshore-Rettungswesen.

Im Notfall dauert es 60 bis 90 Minuten, bis der Rettungshubschrauber im Offshore-Windpark angekommen ist.

Im Notfall dauert es zumeist 60 bis 90 Minuten, bis der Rettungshubschrauber im Offshore-Windpark angekommen ist.

Passiert in einem Meereswindpark fernab der Küste ein Unfall oder wird ein Offshore-Arbeiter krank, dauert es zumeist zwischen 60 und 90 Minuten, bis der herbeigerufene Arzt da ist. In dieser Zeit kann lediglich ein speziell ausgebildeter Ersthelfer, der jedem Offshore-Team angehört, unterstützend eingreifen. Und wenn schließlich professionelle Hilfe eingetroffen ist, erschweren Wind, Wellen und häufig auch schlechte Sichtverhältnisse die Bergung. Die verschiedenen Rettungsdienstleister haben dafür Konzepte erarbeitet, die mit zunehmender Erfahrung immer weiter verfeinert und den Erfordernissen angepasst werden. Mehr als 1.000 Menschen, nach manchen Schätzungen sogar mehr als 2.000, werden künftig permanent in deutschen Offshore-Windparks im Einsatz sein. Die meisten Parks entstehen weit draußen in der so genannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), wo die Rettungsdienstgesetze der einzelnen Bundesländer nicht mehr gelten und wo eine für alle gültige Notrufnummer wie die 112 an Land nicht existiert. Jeder Betreiber hat im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ein Schutz- und Sicherheitskonzept vorzulegen, in dem unter anderem Notfallpläne, Alarmwege und Rettungsketten detailliert darzulegen sind. Allerdings: „Standards gibt es dafür noch nicht“, sagt Nico Nolte vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, der zuständigen Genehmigungsbehörde. Aktuell werden die jeweiligen Konzepte in Absprache mit den verschiedenen Berufsgenossenschaften, den Arbeitsschutzbehörden der Küstenländer und dem Havariekommando überprüft – und müssen manchmal durch mehrere Überarbeitungsschleifen, sofern noch Nachbesserungsbedarf gesehen wird. Bei der Frage nach Zuständigkeiten innerhalb der Rettungskette hat sich in den vergangenen Monaten die Grenze zwischen staatlicher Daseinsvorsorge und unternehmerischer Verantwortung als Knackpunkt erwiesen. Anlagenbetreiber oder staatliche Rettungsstellen – wer ist für was genau zuständig? Können Konstellationen eintreten, in denen die Lage für Unternehmen nicht mehr beherrschbar ist und der Staat einspringen muss? Das Havariekommando als staatliche Einrichtung für ein koordiniertes maritimes Notfallmanagement hat diese Frage schon früh mit einem klaren „Ja“ beantwortet und zunächst als Interimslösung zwei Spezialteams aufgebaut, die permanent für den Notfall bereitstehen. Anderer Auffassung sind in dieser Frage die Anbieter privater Sicherheitsdienstleistungen. Sie argumentieren, dass laut Arbeitsschutzgesetz der Arbeitgeber selbst die erforderlichen Mittel bereitzustellen habe, eine Gefahr abzuwenden und die Sicherheit und Gesundheit seiner Beschäftigten zu gewährleisten. Um die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenzubringen und offene Fragen zu klären, streben alle Beteiligten nun eine dauerhafte maritime Sicherheitspartnerschaft an. Ein von der Stiftung Offshore-Windenergie moderierter Runder Tisch hat dazu schon mehrmals getagt. „Ich bin optimistisch, dass wir bald eine Lösung finden werden“, sagt Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung und Leiter des Runden Tisches.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der Januar-Ausgabe des Magazins „neue energie“ auf den Seiten 46 bis 51 zu lesen.