Fassmer setzt (auch) auf Wind

Fassmer in Berne baut nicht nur Schiffe, sondern liefert auch Komponenten für die Windindustrie. Mit einer kürzlich gegründeten Service-Tochter hat das Familienunternehmen nun zudem die Wartung und Reparatur von Windkraftanlagen ins Visier genommen.

Holger Fassmer

Holger Fassmer

Die LNG-Fähre „Helgoland“, das neue BSH-Vermessungs- und Forschungsschiff „Atair“ oder jüngst drei Einsatzschiffe für die Bundespolizei: Wer in der maritimen Branche über Fassmer spricht, hat zunächst vermutlich die Expertise des Unternehmens beim Bau von Spezialschiffen im Sinn. Dabei spielt der Bereich Windkraft dort mittlerweile eine vergleichbar große Rolle. „Wir sehen uns nicht explizit als Werft“, sagt Holger Fassmer, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Harald in fünfter Generation leitet. „Unter dem Dach der Gruppe haben sich über die Jahrzehnte unterschiedliche Produktbereiche entwickelt: Schiffbau und Windkraft stehen heute gleichberechtigt nebeneinander.“
Mitte der 1990er-Jahre gewann Fassmer mit Enercon und Repower (heute Senvion) die ersten beiden Kunden aus der Windindustrie. Inzwischen werden Gondel- und Spinnerverkleidungen in großen Stückzahlen an unterschiedliche Hersteller von Windkraftanlagen geliefert. Darüber hinaus entstehen in Berne Komponenten für Rotorblätter, Ringkanäle für den Turmbau, Gehäuse für Getriebestränge sowie weitere Komponenten aus Glasfaserverbundwerkstoff. „In den Anfangszeiten ging es noch ausschließlich um Onshore-Windenergie“, erläutert Holger Fassmer. „Aber als es mit der Offshore-Windenergie losging, sind wir den Weg mitgegangen.“ Zwar produziert das Unternehmen zahlenmäßig nach wie vor mehr Komponenten für die Onshore-Branche: Beim Umsatz halten sich die Onshore- und Offshore-Fertigung mittlerweile allerdings die Waage. Mit Siemens Gamesa zählt Fassmer auch den Marktführer bei der Produktion von Offshore-Anlagen zu seinen Kunden.
Kürzlich hat das Unternehmen eine Tochter mit dem Namen Fassmer Industrial Service gegründet, die Servicedienstleistungen wie Inspektion, Wartung und Reparatur an Rotorblättern und Verkleidungsteilen wie Maschinenhäusern und Naben sowie den Korrosionsschutz an Stahlteilen anbietet. Mit Reparaturen von Laminat- und Gondelschäden sowie Korrosionsschutz an Windkraftanlagen ist die Windkraft-Sparte von Fassmer schon seit einiger Zeit im Service-Bereich aktiv. „Wir haben das bisher allerdings nicht fokussiert betrieben“, erläutert Sebastian Temporale, Geschäftsführer des Tochterunternehmens. Als sich die Anfragen dann häuften, beschlossen die Verantwortlichen, sich ein Jahr lang intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. „Das haben wir 2017 getan, und es hat so gut geklappt, dass wir jetzt ein eigenes Unternehmen dafür gegründet haben.“ Im Offshore-Bereich sehe man definitiv einen großen Markt: „Wir konzentrieren uns aber nicht ausschließlich darauf. Wenn Aufträge aus der Onshore-Windbranche kommen, werden wir die auch annehmen.“

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 60 und 61 zu lesen.

Adwen streicht mehr als die Hälfte der Stellen

Der bisherige Turbinenproduzent Adwen hat bekanntgegeben, 260 von derzeit 480 Stellen in Deutschland abbauen zu wollen. Der Standort in Bremerhaven soll demnach für Servicetätigkeiten erhalten bleiben. Die „organisatorischen Veränderungen“ seien aufgrund fehlender Auftragseingänge, einer entsprechenden Änderung des Geschäftsmodells sowie der funktionalen Integration in das Unternehmen Siemens Gamesa Renewable Energy erforderlich, heißt es.