Offshore-Branche fordert Verbesserungen bei gesetzlichen Rahmenbedingungen

Noch vor der parlamentarischen Sommerpause soll der Bundestag über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 sowie das neue Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) beschließen. Die deutsche Offshore-Windbranche hofft, dass die Parlamentarier im Vergleich zum vorliegenden Gesetzesentwurf noch Änderungen durchsetzen werden.

Andreas Wellbrock

Andreas Wellbrock

Beim jährlichen Branchentreff „Windforce“ im Juni waren das EEG 2016 und das WindSeeG die behrrschenden Themen. „Wir sind mit der Novelle des EEG nicht zufrieden“, machte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB, bei der Konferenz in Bremen deutlich. Die Offshore-Windbranche sei mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und befinde sich mitten in der Industrialisierung, so Wellbrock. Das Fundament für eine künftig erfolgreiche Industriepolitik seien verlässliche Rahmenbedingungen, die einen signifikanten Zubau in heimischen Gewässern ermöglichten. Nach seiner Auffassung und der eines Großteils der Branche ist das neue WindSeeG jedoch wenig geeignet, dies zu leisten. Was die WAB stattdessen für erforderlich hält, hat sie in fünf Kernpunkten auf einer überdimensionalen Postkarte notiert, die während der „Windforce“ zum Unterschreiben bereitstand und im Anschluss an Minister Gabriel überbracht werden sollte:
1.) Der jährliche Ausbaukorridor soll durchschnittlich mindestens 900 Megawatt (MW) betragen, was etwa zwei Offshore-Windparks sowie der Leistungsfähigkeit einer Konverterplattform entspricht. Nach aktuellem Gesetzesentwurf sind lediglich 730 MW pro Jahr vorgesehen.
2.) Die beiden für Offshore-Projekte von 2021 bis 2024 vorgesehenen Ausschreibungsrunden für bereits genehmigte oder in der Planung weit fortgeschrittene Windparks sollen nach jetzigem Stand schon im kommenden Jahr stattfinden. Die Branche fordert hier eine zeitliche Entzerrung und schlägt für die zweite Ausschreibung das Jahr 2019 vor, damit technologische Entwicklungen berücksichtigt und so Kostensenkungen ermöglicht werden können.
3.) Damit die Akteursvielfalt erhalten bleibt und sich auch der Mittelstand weiterhin am Wettbewerb beteiligen kann, sollen die Bieterbürgschaften auf 30 Millionen Euro pro Windpark begrenzt werden. Der Gesetzesentwurf sieht derzeit vor, dass Bieter im Übergangssystem 200 Euro pro Kilowatt (kW) installierter Leistung und für Projekte ab 2025 sogar 350 Euro pro kW an Sicherheiten zu hinterlegen haben, was bei einem 400-MW-Windpark 140 Millionen Euro wären.
4.) Nach Ansicht der Offshore-Branche sollte sich die Bundesregierung nicht schon jetzt für Projekte ab 2025 auf das so genannte zentrale Modell festlegen, laut dem die Bieter um die Errichtung eines Windparks auf einer staatlich voruntersuchten Fläche konkurrieren. Stattdessen solle man zunächst die Erfahrungen aus dem Übergangssystem abwarten, heißt es.
5.) Zu guter Letzt wird ein schnellerer Ausbau des Stromnetzes in Deutschland gefordert, was durch eine Bündelung der Kompetenzen beim Bund und eine Entmonopolisierung der Netzbetreiber zu erreichen sei.

Ein ausführlicher Bericht über das EEG 2016 und das WindSeeG ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 70 und 71 zu lesen, ein Artikel über die „Windforce“-Konferenz folgt in der Juli-Ausgabe auf den Seiten 78 und 79.

Dong Energy baut „Borkum Riffgrund 2“

Der dänische Energiekonzern Dong Energy hat entschieden, den Nordsee-Windpark „Borkum Riffgrund 2“ zu bauen. Er soll in direkter Nähe zu „Borkum Riffgrund 1“ entstehen und mit 56 Turbinen der 8-MW-Klasse von MHI Vestas eine Gesamtleistung von rund 450 Megawatt haben. Die Inbetriebnahme ist für die erste Jahreshälfte 2019 geplant.
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Wohnen und Arbeiten im Offshore-Windpark

Es hat länger gedauert als geplant, aber jetzt ist sie fertig: die erste Wohnplattform für einen deutschen Offshore-Windpark. Anfang Juni ist das 2.500 Tonnen schwere Bauwerk in der Nordsee aufgestellt worden.

Wohnplattform "DanTysk"

Wohnplattform „DanTysk“

„Die Errichtung der Plattform im Windpark ,DanTyskʻ 70 Kilometer vor Sylt soll im Herbst 2014 erfolgen.“ So hatten es die Windpark-Bauherren Vattenfall und Stadtwerke München (SWM) im Oktober 2012 angekündigt, als sie die Auftragsvergabe für den Bau der in Deutschland bislang einmaligen Wohnplattform verkündeten. Der Auftrag ging damals an den Kieler Nobiskrug-Standort, heute German Naval Yards. Vor genau einem Jahr sollte der Stahlkoloss dann schon einmal zu seinem Einsatzort geschleppt und installiert werden, die benötigten Schiffe waren dem Vernehmen nach schon bestellt. Doch kurz vor dem anberaumten Termin wurde die Aktion wieder abgeblasen. Zu den genauen Hintergründen will sich keiner der Beteiligten äußern. „Wir sind damals zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser ist, die Endausrüstung auf einer anderen Werft machen zu lassen“, sagt Gunnar Groebler, Chef des Geschäftsbereichs Wind bei Vattenfall, dazu lediglich. „Jetzt schauen wir nach vorne und freuen uns auf die Inbetriebnahme der Plattform, alles andere ist vorbei.“
Nutznießer dieser Entscheidung war die Emder Werft und Dock GmbH (EWD), die sich letztlich den Auftrag zur Endausrüstung sicherte. Im Oktober 2015 wurde die Plattform auf einer Transportbarge von Kiel durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Emden geschleppt, wo in rund sieben Monaten unter anderem der Innenausbau und die Elektrik fertiggestellt wurden. Insgesamt sollen dort noch einmal 250.000 Arbeitsstunden angefallen sein, ist zu hören. „Das war für uns ein spannendes, gigantisches Projekt“, berichtete EWD-Geschäftsführer Christian Eckel kurz vor dem Sail-Out Ende Mai beim Ortstermin in Emden. Für sein auf Reparaturen, Nachrüstungen und Umbauten spezialisiertes Unternehmen sei dies ein wichtiger Auftrag gewesen: „Nicht nur, weil er Arbeit geschaffen hat – sondern auch, weil wir zeigen konnten, dass wir auch Neubauten ausrüsten können“, so Eckel.
In dieser Form ist die neue Wohnplattform bislang einzigartig. Zwar gibt es vergleichbare Konzepte aus der Öl- und Gasindustrie, und in Dänemark ist in einem Offshore-Windpark eine kleinere Wohnplattform für sechs Monate im Jahr in Betrieb. Ein ganzjährig genutztes „Meereshotel“ in dieser Größenordnung hat es allerdings im Bereich der Windenergie noch nicht gegeben. In anderen Offshore-Windparks werden die für Service- und Wartungsarbeiten benötigten Techniker je nach Küstenentfernung entweder vom Festland beziehungsweise einer benachbarten Insel zur Arbeit gebracht oder aber auf einem Hotel-Schiff untergebracht. Im Fall von „DanTysk“ beträgt die Entfernung zum nächsten größeren Offshore-Hafen Esbjerg knapp 100 Kilometer: Allein die An- und Abfahrt mit dem Schiff würde da schon jeden Tag rund sieben Stunden dauern. „Sowohl ökonomisch als auch technisch und von der Arbeitssicherheit ist die Wohnplattform für uns die beste Lösung“, betont Gunnar Groebler. Etwa 100 Millionen Euro hat sie gekostet und liegt damit nach Angaben des Vattenfall-Wind-Chefs trotz der Verzögerungen nur „knapp über dem ursprünglichen Budget“.

Ein ausführlicher Bericht über die Wohnplattform ist in der Juli-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen.

TenneT nimmt „DolWin 2“ vom Strom

Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat die Offshore-Netzanbindung „DolWin 2“ in der Nordsee vom Strom genommen: Eine Kabelkomponente des Systems sei während des Testbetriebs mehrfach ausgefallen, teilt das Unternehmen mit. Man habe Hersteller ABB aufgefordert, die Mängel zu beheben. Erst nach Abschluss dieser Nacharbeiten könne die Vorbereitung auf den Abnahmeverlauf fortgesetzt werden. Über den Netzanschluss „DolWin 2“ soll der Strom aus den Offshore-Windparks „Gode Wind 1“ und „Gode Wind 2“ an Land übertragen werden.
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Adwen entwickelt längstes Rotorblatt der Welt

Offshore-Windkraftanlagenproduzent Adwen und Rotorblatthersteller LM Wind Power haben das nach eigenen Angaben längste Rotorblatt der Welt entwickelt. Ein Prototyp des 88,4 Meter langen Blatts ist im dänischen Lunderskov fertiggestellt worden und soll nun in einem Prüfstand in Aalborg ausgiebigen Tests unterzogen werden. Die Komponente ist speziell für die neue Offshore-Turbine AD 8-180 von Adwen entwickelt worden, die eine Nennleistung von acht Megawatt und einen Rotordurchmesser von 180 Metern aufweist.
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Siemens und Gamesa schließen ihre Windgeschäfte zusammen

Mehrere Monate hatten sie verhandelt, jetzt teilen Siemens Wind Power und Gamesa mit: Die beiden Unternehmen wollen fusionieren und als ein weltweit führender Windkraftanlagen-Anbieter ihre Marktposition weiter stärken. Demnach wird Siemens 59 Prozent der Anteile an dem kombinierten Unternehmen besitzen, die bestehenden Aktionäre von Gamesa halten 41 Prozent und bekommen von Siemens eine Barzahlung in Höhe von 3,75 Eurp pro Aktie. Der Hauptsitz und die Zentrale für das Onshore-Geschäft sollen in Spanien sein, Zentralen für das Offshore-Geschäft werden in Deutschland und Dänemark angesiedelt sein. Perspektivisch erwarten Siemens und Gamesa von dem Deal nach eigenen Angaben Synergien in Höhe von 230 Millionen Euro pro Jahr. Für Diskussionsstoff hatte in den vergangenen Monaten die Frage gesorgt, wie mit dem Offshore-Turbinenproduzenten Adwen, einem Joint Venture zwischen Gamesa und dem französischen Energiekonzern Areva, umzugehen sei. Die nun präsentierte Lösung: Areva soll selbst entscheiden können, ob man den Anteil von Gamesa an Adwen übernehmen oder das gesamte Unternehmen weiterverkaufen will.
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Die Aufbruchstimmung in den Häfen ist vorbei

Während sich Cuxhaven nach wie vor über die Ansiedlung von Siemens freut, sind andere Hafenstandorte inzwischen zurückhaltender geworden, was das Geschäftsfeld Offshore-Windenergie angeht.

Die Offshore-Windenergie hat sich für einige deutsche Hafenstandorte als wichtiges zusätzliches Standbein etabliert – insgesamt haben sich die großen Hoffnungen, die die Hafenwirtschaft noch vor einigen Jahren in dieses Geschäftsfeld gesetzt hatte, allerdings nicht erfüllt. Fünf Jahre ist es jetzt her, seit der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) seinen Offshore-Hafenatlas veröffentlicht und damit die Ambitionen der Branche manifestiert hat, doch unter dem Strich ist die Zwischenbilanz durchwachsen. „Nach der damaligen Aufbruchstimmung ist vielerorts Ernüchterung eingetreten“, sagt ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. „Unsere Häfen sind in vielen unterschiedlichen Bereichen tätig: Sie verladen Offshore-Großkomponenten, bieten logistische Dienstleistungen an und stehen als Service-Häfen zur Verfügung. Die erhofften Mengen haben sich aber nicht bestätigt.“
Schon früh auf das neue Geschäftsfeld gesetzt hat man in Cuxhaven, wo seit 2007 die „Offshore Basis Cuxhaven“ mit den Offshore-Terminals 1 und 2 entstanden ist. Nach der Insolvenz des Fundamente-Herstellers Cuxhaven Steel Construction und dem Rückzug des Baukonzerns Strabag, der am Standort ursprünglich Schwerkraftfundamente hatte fertigen wollen, war die Stimmung an der Elbmündung vorübergehend getrübt. Das änderte sich voriges Jahr im August: Da verkündete Offshore-Windkraftanlagen-Weltmarktführer Siemens, eine Fabrik zur Turbinenproduktion auf dem Gelände bauen und bis zu 1.000 Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Der erste Spatenstich für das Werk soll im Juni erfolgen, der Produktionsstart ist für Mitte 2017 geplant.
Auch Bremerhaven hatte sich zuvor Hoffnungen auf eine Ansiedlung des Turbinen-Herstellers gemacht. Für die Planer des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB) ist die Entscheidung des Weltmarktführers, seine Zelte 40 Kilometer weiter nördlich aufzuschlagen, ein herber Rückschlag. Dessen ungeachtet unterzeichnete im Februar die für die Realisierung zuständige Hafengesellschaft bremenports mit dem Hafendienstleister BLG Logistics einen Betreibervertrag für den 25 ha großen OTB, der über 30 Jahre läuft. Ab 2019 könne der neue Schwerlasthafen für die Vormontage und den Umschlag von Offshore-Windkraftanlagen zur Verfügung stehen, hieß es bei der Vertragsunterzeichnung. Diese optimistische Zeitplanung ist seit einigen Wochen unwahrscheinlicher denn je: Mitte Mai verhängte das Verwaltungsgericht Bremen im Eilverfahren einen Baustopp, nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Jahreswechsel Klage gegen den Bau der Hafenanlage eingereicht hatte. Die Umweltschützer argumentieren, dass sich die ursprünglichen Zielsetzungen des OTB durch die zwischenzeitlich in der Offshore-Branche eingetretenen Entwicklungen ohnehin nicht mehr erfüllen ließen und es somit keine Rechtfertigung gebe, ein Natura-2000-Schutzgebiet mit einer „unflexiblen Betonplatte“ zu beeinträchtigen. Auch das Gericht sieht noch „eine Vielzahl schwieriger Tatsachen- und Rechtsfragen zu klären“, um die es nun im Hauptverfahren gehen soll. Bis dahin dürften keine Bauarbeiten durchgeführt werden, da die Eingriffe möglicherweise irreversibel seien. Darüber hinaus stellten die Richter fest, dass der seit Ende November vorliegende Planfeststellungsbeschluss gar nicht vom Bremer Umweltsenator hätte herbeigeführt werden dürfen: Hierfür sei vielmehr die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig gewesen.
Dass sich die ursprünglichen Erwartungen manches Hafenstandorts nicht im erhofften Ausmaß erfüllt haben, haben auch die Mitglieder der schleswig-holsteinischen Hafenkooperation „Offshore-Häfen Nordsee SH“ erfahren. „Man muss leider attestieren, dass das Thema Offshore-Windenergie in Deutschland deutlich an Fahrt verloren hat“, stellt Frank Schnabel, Sprecher der Hafenkooperation und Geschäftsführer der Schramm Group, fest. „In Schleswig-Holstein ist in diesem Bereich weniger passiert, als wir uns gewünscht hätten.“ Zwar gebe es mit Helgoland ein Vorzeigeprojekt, doch so manch anderer Hafen im Verbund sei noch nicht zum Zug gekommen.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 bis 76 zu lesen.

Adwen testet neue Acht-Megawatt-Turbine AD 8-180

Der Bremerhavener Offshore-Turbinen-Produzent Adwen erreicht bei der Entwicklung seiner neuen Acht-Megawatt-Anlage eine neue Phase: Die Tests im Dynamic Nacelle Testing Laboratory (DyNaLab) des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik haben begonnen, wie das Unternehmen mitteilt. Der bis Ende des Jahres angesetzte Validierungsprozess im Prüfstand umfasst demnach mechanische und elektrische Tests von Triebstrang und primären Turmkomponenten. Adwen will damit die Dauer des Feldtests verkürzen und den Zertifizierungsprozess für die neue AD 8-180 beschleunigen. Ende dieses Jahres soll dann in Bremerhaven ein Prototyp der Anlage errichtet werden.
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