Husum und Hamburg erzielen Einigung im Messestreit

Lange hatten sie sich gestritten, jetzt ist eine Lösung zur Gestaltung von Windmessen in Norddeutschland gefunden: Die Messegesellschaften in Husum und Hamburg haben sich darauf geeinigt, dass künftig beide Veranstaltungsorte jeweils im Jahreswechsel zur Branchenschau einladen werden. Während die internationale Leitmesse der Windindustrie in den geraden Jahren in Hamburg stattfinden soll (erstmals im September 2014), wird es in den ungeraden Jahren eine gemeinsam ausgerichtete nationale Windmesse in Husum geben (erstmals im September 2015). Ursprünglich hatten die beiden Veranstalter angekündigt, dass sowohl die traditionelle „Husum WindEnergy“ als auch die neue „WindEnergy Hamburg“ zeitgleich im September 2014 über die Bühne gehen sollten.
Vollständige Pressemitteilung

„Stop-and-Go-Politik gefährdet Zukunftschancen eines ganzen Landes“

Rund 300 nationale und internationale Experten aus den Branchen Windenergie, maritime Wirtschaft und Meerestechnik haben sich in Rostock zur diesjährigen Zukunftskonferenz „Wind & Maritim“ getroffen. Wie schon kürzlich bei der Nationalen Maritimen Konferenz in Kiel forderten die Vertreter der Offshore-Windindustrie erneut mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit von der Politik.

Andree Iffländer

Andree Iffländer

Andree Iffländer (Bild), Vorsitzender des Wind Energy Network, warnte vor einem Ausbremsen der Energiewende vor der Bundestagswahl. Für wahltaktische Rhetorik habe die Branche keine Zeit: „Die derzeit praktizierte Stop-and-Go-Politik der Bundesregierung bei der Diskussion um das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefährdet die Zukunftschancen eines ganzen Landes“, machte Iffländer deutlich. Wenn die Energiewende gelingen solle, seien mehr Verlässlichkeit, Vertrauensschutz sowie langfristig stabile Rahmenbedingungen notwendig.
Das Marktforschungsinstitut Windresearch war bereits vor einem knappen Jahr nach Berechnung verschiedener Szenarien zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das politische Ziel von zehn Gigawatt installierter Offshore-Leistung bis 2020 selbst im Best-case-Szenario nicht mehr erreichen lasse. An den Szenarien selbst habe sich seither nicht viel geändert, berichtete Geschäftsführer Dirk Briese jetzt beim HANSA-Forum Offshore, das im Rahmen der „Wind & Maritim“ stattfand. „Allerdings haben sich die Wahrscheinlichkeiten durch die jüngsten Diskussionen verschoben“, erläuterte Briese. Um bis 2020 zumindest noch in die Nähe der Zielmarke zu kommen, sei nun ein sehr schnelles Handeln von Politik und allen anderen Beteiligten erforderlich. Würden jetzt nicht rasch die entstandenen Investitionsunsicherheiten ausgeräumt, werde ein Eintreten des Worst-case-Szenarios immer wahrscheinlicher – dann bleibe es bei den drei Gigawatt, die bereits jetzt am Netz beziehungsweise im Bau seien. Briese: „Was dann allerdings mit den 15.000 Beschäftigten passiert, die da dranhängen, weiß ich auch nicht.“

Ein ausführlicher Bericht über die Zukunftskonferenz „Wind & Maritim“ sowie das HANSA-Forum Offshore ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 78 bis 82 oder hier zu lesen.

„alpha ventus“ produziert nach wie vor mehr Strom als erwartet

Auch im zweiten kompletten Betriebsjahr hat das Testfeld „alpha ventus“ die Erwartungen mehr als erfüllt: Insgesamt 267,8 Gigawattstunden Strom hat Deutschlands erster Offshore-Windpark 2012 ins Übertragungsnetz eingespeist und damit den prognostizierten Wert wie im Vorjahr um rund 15 Prozent übertroffen. Rechnerisch erreichten die zwölf Windenergieanlagen 4.463 Volllaststunden, die Anlagenverfügbarkeit lag bei durchschnittlich 96,5 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet die Betreibergesellschaft DOTI aus EWE, E.ON und Vattenfall mit einer geringfügig reduzierten Verfügbarkeit, da ab Mai verschiedene Wartungs- und Servicemaßnahmen im Windpark geplant sind.
Vollständige Pressemitteilung

Installationsschiff „Innovation“ bewährt sich in der Nordsee

Seit einem guten halben Jahr ist das Installationsschiff „Innovation“ der Bremer Reederei HGO InfraSea Solutions jetzt beim Bau des Offshore-Windparks „Global Tech 1“ im Einsatz, und die ersten Erfahrungen sind nach Aussage der Global Tech 1 Offshore Wind GmbH durchweg positiv.

Von Bremerhaven aus bringt das Kranhubschiff "Innovation" die Tripod-Fundamente für den Nordsee-Windpark "Global Tech 1" ins Baufeld.

Von Bremerhaven aus bringt das Kranhubschiff „Innovation“ die Tripod-Fundamente für den Nordsee-Windpark „Global Tech 1“ ins Baufeld.

„Das Schiff ist für uns nahezu perfekt“, sagt der leitende Offshore-Bauherrenvertreter Olaf Braun. Sowohl die Manövrierfähigkeit als auch die Transportkapazität würden in der Praxis überzeugen. In diesem Zusammenhang habe sich vor allem der spezielle Schwerlastkran vom Typ „Crane around the leg“ bewährt, der sich um eins der vier ausfahrbaren Beine des Hubschiffes drehen könne: Durch diese platzsparende Lösung könnten bei jeder Fahrt von Bremerhaven ins Baufeld gleich drei Tripod-Fundamente inklusive der zur Befestigung benötigten Pfähle und sonstigem Zubehör transportiert werden.
Aktuell (Stand 12. April) sind 26 von insgesamt 80 Fundamenten des 90 Kilometer nordwestlich von Juist entstehenden Windparks fest im Boden der Nordsee verankert. Mittlerweile habe man die Prozesse optimieren und die Zeitabläufe straffen können, berichtet Braun. Bei Baubeginn im vergangenen September hatten sich die Projektverantwortlichen noch gut einen Monat Zeit zum Setzen der ersten drei Tripods gelassen, um die Technik sowie das Verhalten des Kranhubschiffes bei Wind und Wellen zu testen. Inzwischen dauert eine komplette Tour inklusive Umschlag im Bremerhavener Kaiserhafen, Installation sowie Rückfahrt nur noch zwei Wochen, sofern das Wetter nicht dazwischenfunkt. Bis Ende dieses Jahres sollen alle Fundamente von „Global Tech 1“ stehen, die letzten Turbinen sollen nach aktuellem Zeitplan im Frühjahr 2014 installiert werden. Anschließend wird die „Innovation“ im Auftrag des dänischen Energiekonzerns Dong Energy den Offshore-Windpark „Westermost Rough“ in der britischen Nordsee errichten, wie jetzt bekannt wurde.

Offshore-Branche fordert von der Regierung Planungssicherheit

Ohne Windenergie aus dem Meer ist die Energiewende in Deutschland nicht zu machen: Darin waren sich die anwesenden Vertreter aus maritimer Wirtschaft, Offshore-Windindustrie und Politik bei der achten Nationalen Maritimen Konferenz in Kiel einig. Angesichts der aktuellen Auftragsflaute innerhalb der Branche, die bereits zu ersten Insolvenzen geführt hat, war die Stimmung allerdings eher gedrückt. In Richtung Bundesregierung formulierten die Teilnehmer eine eindeutige Forderung: Sie müsse endlich wieder für Planungssicherheit und Verlässlichkeit sorgen, damit weitere Investitionen ausgelöst werden könnten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Es geht voran beim Ausbau der Offshore-Windenergie, erstmals werden in deutschen Gewässern gleich mehrere Windparks gleichzeitig gebaut. Doch schon jetzt ist abzusehen, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen wird: Folgeprojekte bleiben derzeit aus, mehrere potenzielle Parkbetreiber haben in den vergangenen Monaten geplante Investitionsentscheidungen aufgeschoben. Bei Produktions- und Zuliefererunternehmen sind zahlreiche Arbeitsplätze in Gefahr. Waren es zunächst vor allem die bis vor Kurzem ungeklärten Haftungsfragen bei verspäteten Netzanschlüssen, die Investoren abgeschreckt haben, sind es jetzt die Diskussionen um die Zukunft des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Fest steht, dass die geplante Gesetzesnovelle vor der Bundestagswahl im September nicht mehr angegangen wird – erst danach wird in einem voraussichtlich langwierigen Prozess geklärt werden, wie es mit der Förderung der Offshore-Windenergie weitergeht. Für zusätzliche Unruhe sorgte zuletzt Bundesumweltminister Peter Altmaier mit seiner Forderung nach einer „Strompreisbremse“, in deren Rahmen er auch eine nachträgliche Kürzung der Einspeisevergütung für bestehende Anlagen ins Spiel brachte. Diese Idee ist zwar mittlerweile vom Tisch: die dadurch entstandene Unsicherheit allerdings noch lange nicht, wie in Kiel deutlich wurde. Auch bei ausländischen Investoren sei der fatale Eindruck hängengeblieben, dass es in Deutschland keine Rechtssicherheit gebe, berichteten Teilnehmer.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich trotz des Gegenwindes optimistisch und verwies auf die neuen Regelungen zur Netzanbindung sowie auf das mittlerweile verabschiedete Gesetz zur Haftungsfrage. Für die Investoren sei dies absolut notwendig gewesen, so Merkel: „Damit gehören die Rechtsunsicherheiten in diesem Bereich der Vergangenheit an. Die Investitionen im Offshore-Bereich können jetzt stattfinden.“ Die Branchenvertreter hörten das zwar gern, zeigten sich von den Worten der Kanzlerin aber nicht gänzlich überzeugt. Daran glauben mögen sie vermutlich erst dann, wenn tatsächlich die nächsten Aufträge bei ihnen eingehen.

Ein ausführlicher Artikel über die Nationale Maritime Konferenz in Kiel ist in der Mai-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 56 bis 61 zu lesen.

Logistik für Baustellen im Meer – eine besondere Herausforderung

Der Anteil der Logistikkosten an einer Offshore-Windenergieanlage schlägt nach Schätzungen von Experten mit 15 bis 25 Prozent zu Buche. Noch gibt es für den Transport von Komponenten und Personal keine standardisierten Abläufe, sondern lediglich Einzelfalllösungen. Für die Zukunft setzt die Branche auf eine steigende Lernkurve und optimierte Umschlagbedingungen in den Häfen sowie damit verbundene Kostenersparnisse innerhalb der logistischen Kette.

Rotorblätter am Bremerhavener Container-Terminal

Rotorblätter am Bremerhavener Container-Terminal

Einen Windpark mitten im Meer zu bauen, ist eine komplexe, anspruchsvolle und nicht zuletzt teure Angelegenheit. Mit Spezialschiffen müssen die Fundamente gesetzt und die Windenergieanlagen installiert werden, später müssen die Anlagen regelmäßig gewartet und bei Bedarf kurzfristig repariert werden. Die drei Bauherren von Meereswindparks in der Nähe der Nordsee-Insel Helgoland, WindMW („Meerwind Süd/Ost“, im Bau), RWE Innogy („Nordsee Ost“, im Bau) und Eon Climate & Renewables („Amrumbank West“, geplanter Baubeginn Ende 2013), haben die Höhe der Kosten für logistische Prozesse beim Bau und Betrieb ihrer Projekte noch nicht im Detail durchgerechnet – fest steht allerdings, dass sie auch hier in erheblichem Umfang zum Gesamtpreis beitragen werden. Das gilt unabhängig von den jeweiligen Konzepten, die sich schon allein bei der Anzahl der genutzten Installationsschiffe unterscheiden: So hat WindMW durchgängig zwei davon im Einsatz („Seajacks Zaratan“ und „Seajacks Leviathan“), während RWE mit einem arbeitet („Victoria Mathias“) und Eon je nach Bedarf eins oder zwei ins Baufeld pendeln lassen will („MPI Adventure“ und/oder „MPI Discovery“).

Ein ausführlicher Text über die logistischen Konzepte der Offshore-Windparks im so genannten Helgoland-Cluster ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 42 und 43 oder hier zu lesen.