Bundestag beschließt Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes

Der wegen der Probleme bei der Netzanbindung ins Stocken geratene Ausbau der Offshore-Windenergie soll mithilfe gesetzlicher Neuregelungen beschleunigt werden: Gegen die Stimmen der Opposition hat der Deutsche Bundestag am Donnerstag die lange diskutierte Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) beschlossen. Demnach haben die Betreiber von Offshore-Windparks künftig einen Anspruch auf finanzielle Entschädigung, wenn der Netzanschluss mehr als elf Tage lang nicht zur Verfügung steht. Die Übertragungsnetzbetreiber haften dafür mit maximal 110 Millionen Euro pro Jahr – der Rest der entstehenden Kosten wird mit bis zu 0,25 Cent pro Kilowattstunde auf die Endverbraucher abgewälzt.
Pressemitteilung des Bundestags
Gesetzentwurf der Bundesregierung
Wichtige Änderungen des EnWG im Überblick

Offshore-Unternehmen fordern vereinfachte Zollgesetzgebung

Wer in einen deutschen Offshore-Windpark fährt, verlässt Europa: zumindest in den meisten Fällen und rein zollrechtlich betrachtet. Was kurios klingt, liegt in einer aktuell noch weitgehend deutschlandspezifischen Besonderheit begründet: Die überwiegende Zahl der Parks entsteht hier fernab der Küsten in der so genannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) – und somit außerhalb des Staatsgebiets und auch außerhalb des EU-Zollgebiets.

Für die involvierten Unternehmen bedeutet dies, dass sie alles, was sie ins Baufeld bringen wollen, vorher beim Zoll zur Ausfuhr anmelden müssen. Das gilt sowohl für die Großkomponenten als auch später in der Betriebsphase für Ersatzteile, Schmieröle und Werkzeuge, sofern sie einen Wert von 1.000 Euro überschreiten. Weil das mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist, fordert die Branche jetzt Vereinfachungen in der Zollgesetzgebung, die an die Gegebenheiten des Offshore-Windmarkts angepasst sind. Damit stößt sie auf offene Ohren: Die Zollverwaltung sucht derzeit nach Möglichkeiten, die erforderlichen Formalitäten auf ein notwendiges Maß zu reduzieren.

Ein ausführlicher Artikel zur Zoll-Problematik wird in der nächsten Ausgabe des englischen Fachmagazins „Offshore Wind Industry“ zu lesen sein.

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor

Helgoland entwickelt sich zum Servicestandort für die Offshore-Windindustrie: Mit E.ON Climate & Renewables, RWE Innogy und WindMW haben die Betreiber aller drei Meereswindparks im so genannten Helgoland-Cluster vertraglich festgelegt, das kleine Stück Land in der Nordsee als Stützpunkt nutzen zu wollen.

Helgoland

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor.

Aktuell wird auf der Insel mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein das Südhafengelände ausgebaut, damit die Unternehmen dort ab März 2013 ihre Lagerhallen und Büros errichten können. Die Gemeinde sieht im Einzug der Branche eine große Chance, neben dem Tourismus und der Forschung ein drittes wirtschaftliches Standbein zu etablieren: So erhofft sich Bürgermeister Jörg Singer langfristig 150 neue Arbeitsplätze und bis zu 40 neue Einwohner. Das Schifffahrtsmagazin „Hansa“ wird die Entwicklung Helgolands und den Ausbau zum Service- und Reaktionshafen für die Offshore-Windindustrie ab Dezember ein Jahr lang mit monatlichen Beiträgen zu unterschiedlichen Themen begleiten. Unter anderem geht es dabei um die aktuellen Bauarbeiten, die notwendige Kampfmittelräumung im Baugebiet sowie die logistischen Konzepte der drei Parkbetreiber.

Der erste Teil der Helgoland-Serie wird in der Dezember-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen sein und einen allgemeinen Überblick über die Geschichte der Insel liefern. Ergänzt wird der Artikel durch ein Interview mit Bürgermeister Jörg Singer.

EnBW verschiebt Entscheidung über Nordsee-Windpark

Der Energieversorger EnBW verschiebt die ursprünglich für Ende dieses Jahres geplante Investitionsentscheidung für seinen Offshore-Windpark „EnBW Hohe See“ auf unbestimmte Zeit. Grund dafür seien die noch nicht abgeschlossenen Diskussionen über die geplante Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes und die damit einhergehenden Unsicherheiten bei der Netzanbindung, heißt es dazu aus der Unternehmenszentrale in Karlsruhe. Grundsätzlich wolle man an dem Projekt allerdings vorerst festhalten. Nach den beiden Ostsee-Windparks „EnBW Baltic 1“ (in Betrieb) und „EnBW Baltic 2“ (Baubeginn steht bevor) soll „EnBW Hohe See“ der erste Windpark des Energieversorgers in der Nordsee werden.
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Weitere Hintergründe

Fachmann rät: Benötigte Schiffe frühzeitig absichern

Noch vor nicht allzu langer Zeit hieß es, dass der Ausbau der Offshore-Windenergie durch einen Engpass bei den Installationsschiffen gebremst werde. Aktuell sind es in erster Linie die Probleme bei der Netzanbindung, die für Verzögerungen sorgen, während sich der Markt der Errichterschiffe mittlerweile dank zahlreicher Neubauten deutlich entspannt hat.

Philippe Schönefeld

Philippe Schönefeld

„Bei der Installationstonnage haben die Reeder ihre Hausaufgaben gemacht“, sagt Philippe Schönefeld (Bild) von den German Renewables Shipbrokers, die sich auf die Vermittlung von Spezialschiffen für die Offshore-Windbranche spezialisiert haben. Einen akuten Engpass sieht der Hamburger Schiffsmakler hingegen bei den Service-Schiffen, die sowohl in der Installationsphase als auch später während des Betriebs der Meereswindparks benötigt werden. „Unser Rat ist es darum, die benötigte Tonnage frühzeitig abzusichern“, macht Schönefeld deutlich. Je nach benötigtem Schiffstyp müsse man sich mindestens ein bis zwei Jahre im Voraus kümmern.

Ein ausführliches Interview mit Schiffsmakler Philippe Schönefeld wird in der Januar-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen sein. Dort findet sich auch eine Liste der aktuell verfügbaren Offshore-Installationsschiffe.