Taufzeremonie für zwei neuartige Serviceschiffe

Siemens und die dänische Offshore-Reederei Esvagt haben in dieser Woche zwei sogenannte Service Operation Vessels (SOVs) getauft. Die beiden Spezialschiffe, die bei der Wartung von Windkraftanlagen in den Meereswindparks „EnBW Baltic 2“ beziehungsweise „Butendiek“ zum Einsatz kommen sollen, sind nach Unternehmensangaben die weltweit ersten ihrer Art.

Taufpatin Tjarda Wigmans bei der Taufe der "Esvagt Froude" in Warnemünde

Taufpatin Tjarda Wigmans bei der Taufe der „Esvagt Froude“ in Warnemünde

Den Anfang machte am Dienstag in Rostock-Warnemünde die „Esvagt Froude“, zwei Tage später wurde in Hamburg die „Esvagt Faraday“ getauft. Die beiden auf der norwegischen Werft Havyard gefertigten Schwestern sind die ersten Serviceschiffe, die speziell für den Einsatz in Offshore-Windparks entwickelt und gebaut wurden. Jeweils bis zu 40 Service-Techniker können mehrere Wochen an Bord bleiben und direkt mit den SOVs zu den Windkraftanlagen gebracht werden, was lange Anfahrtswege und damit Kosten sparen soll. Zugleich soll so eine höhere Verfügbarkeit der Turbinen sichergestellt werden. Eine neuartige Gangway ermöglicht den Technikern einen sicheren Übergang vom Schiff zur Anlage und zurück bei Wellenhöhen von bis zu 2,5 Metern. Bei traditionellen Crew Transfer Vessels (CTVs) ist dies laut Siemens nur bei Wellenhöhen von bis zu 1,5 Metern möglich. Der deutsche Konzern hat die Schiffe für mehrere Jahre von Esvagt gechartert und bei der Reederei Bernhard Schulte bereits Charterverträge für zwei weitere SOVs unterzeichnet, die bei der norwegischen Ulstein Werft gebaut werden.

Ein ausführlicher Bericht über die beiden Serviceschiffe ist in der August-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 78 und 79 zu lesen.

Offshore-Branche fordert Planungssicherheit für die Zukunft

Fürs Erste ist die Sachlage klar: Offshore-Windkraftanlagen, die bis Ende kommenden Jahres von der Bundesnetzagentur Anschlusskapazitäten zugewiesen bekommen und bis Ende 2020 den Betrieb aufnehmen, können laut aktuellem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) noch mit einer festen Einspeisevergütung rechnen. Aber wie geht es danach weiter? Diese Frage beschäftigt aktuell die Branche.

Ronny Meyer, Geschäftsführer Windenergie-Agentur WAB

Ronny Meyer, Geschäftsführer Windenergie-Agentur WAB

Die Bundesregierung plant, die Vergütungshöhen für Erneuerbare-Energien-Anlagen künftig individuell über Ausschreibungen zu ermitteln und arbeitet derzeit an entsprechenden Modellen. Wie ein solches Modell im Bereich Offshore-Windenergie aussehen könnte, wurde jüngst unter anderem bei der Branchenkonferenz „Windforce 2015“ in Bremerhaven intensiv diskutiert. „Wir halten diesen Weg für nicht zielführend wenn es darum geht, die Akteursvielfalt zu erhöhen und die Kosten zu senken“, machte Ronny Meyer, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB, deutlich. Man sei dennoch in einen Dialog mit der Politik eingetretent, um zumindest bei der Ausgestaltung der Details mitreden zu können. „Fest steht, dass bereits getätigte Investitionen nicht gefährdet werden dürfen – und wir haben viele genehmigte und beantragte Windparkprojekte in der Nordsee und in der Ostsee, in die schon erhebliche Summen investiert worden sind“, betonte Meyer. Dies müsse bei einem zukünftigen Ausschreibedesign auf jeden Fall berücksichtigt werden. Der politische Prozess müsse nun zügig vorangehen, damit die Branche sich frühzeitig darauf einstellen könne, wie es nach 2020 weitergehe. „Wenn wir ab 2021 nur noch ausgeschriebene Windparks bauen wollen, müssen wir eigentlich schon nächstes Jahr mit den ersten Ausschreibungen anfangen: Sonst bekommen wir wieder Verzögerungen, die wir ja schon aus der Vergangenheit kennen und die unsere Industrie gefährden“, so der WAB-Chef. Unter dem Strich dürfe es „auf keinen Fall zu einem erneuten Fadenriss bei Offshore-Aufträgen“ kommen.

Ein ausführliches Interview mit WAB-Geschäftsführer Ronny Meyer zu den geplanten Ausschreibungen und ein Bericht über die „Windforce 2015“ sind in der Juli-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 bis 76 zu lesen.

HelWin2 geht in den Regelbetrieb

Es ist bereits die vierte Offshore-Netzanbindung in diesem Jahr: Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat das Anschlusssystem HelWin2 und damit auch die Konverterplattform „HelWin beta“ offiziell in Betrieb genommen.

Konverterplattformen "HelWin beta" (hinten) und "HelWin alpha" (vorne) in der Nordsee

Konverterplattformen „HelWin beta“ (hinten) und „HelWin alpha“ (vorne) in der Nordsee

HelWin2 hat eine Kapazität von 690 Megawatt (MW) und kann so rechnerisch bis zu 870.000 Haushalte mit Strom versorgen. Angeschlossen wird der 288-MW-Windpark „Amrumbank West“ von Energiekonzern Eon, der sich derzeit nördlich von Helgoland im Bau befindet. Wie schon bei den drei Anbindungsprojekten BorWin2 (800 MW), HelWin1 (576 MW) und SylWin1 (864 MW), die ebenfalls 2015 in den Regelbetrieb gegangen sind, war auch bei HelWin2  Siemens der Hauptauftragnehmer. Nach eigenen Angaben hat TenneT damit jetzt gut 3.500 MW Offshore-Übertragungskapazität realisiert: Das entspricht mehr als der Hälfte des politischen Ausbauziels von 6.500 MW bis 2020.
Pressemitteilung TenneT
Pressemitteilung Siemens

Häfen: Nach wie vor ambivalente Stimmung in der Branche

Die deutschen Häfen hoffen weiterhin auf neue Aufträge zum Umschlag von Offshore-Komponenten. Für 2016 bis 2019 sind die Voraussetzungen nicht schlecht: Anschließend könnte eine erneute Flaute folgen.

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Beim Umschlag von Komponenten für die Offshore-Windindustrie ist es ruhig geworden in den deutschen Häfen. Vor einem Jahr hatten viele Standorte die erste Boom-Phase bereits hinter sich und warteten auf Anschlussaufträge. Daran hat sich bis heute trotz zwischenzeitlicher Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und einigen Projekt-Ankündigungen nichts geändert. Von den acht Offshore-Windparks, die damals in deutschen Gewässern im Bau waren, sind vier inzwischen fertig, die anderen vier stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Mit dem Nordsee-Windpark „Gode Wind 1 und 2“ des dänischen Energiekonzerns Dong Energy ist seither nur ein neues Projekt in die Errichtungsphase eingetreten, der Baubeginn für ein weiteres („Sandbank“ von Vattenfall und Stadtwerke München) steht kurz bevor. Für beide wird allerdings Esbjerg als Basishafen fungieren, da die Windturbinen – wie bislang bei den meisten deutschen und europäischen Offshore-Windparks – von Marktführer Siemens kommen und in Dänemark produziert werden. „Momentan haben unsere Häfen höchstens noch Aufträge im Bereich Service und Wartung, die mit dem Aufbau von Windparks verbundenen Dienstleistungen sind praktisch komplett zum Stillstand gekommen“, fasst Andreas Wellbrock, Leiter des Lenkungskreises Offshore-Windenergie beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, die aktuelle Situation zusammen. „Freundlich gesagt ist die Stimmung gerade ziemlich ambivalent.“
Die Branche beklagt schon seit einiger Zeit, dass die maritime Wirtschaft bisher nicht wie erhofft von den Wertschöpfungspotenzialen der Offshore-Windenergie habe profitieren können. Die Hauptverantwortung dafür liege auf Seiten der Politik, meint Wellbrock. „Wir haben das Vertrauen in die Bundesregierung verloren, dass sie die Energiewende tatsächlich will und einen wirklichen Plan zu deren Umsetzung hat.“ Wann immer die Branche glaube, dass ein Problem gelöst sei und man mit neuem Schwung weitermachen könne, komme die Politik wieder mit einem neuen Thema – so wie jetzt mit der geplanten Ausschreibungspflicht für Erneuerbare-Energien-Anlagen oder zuvor mit den massiv gekürzten Ausbauzielen für die Zeit nach 2020. „Gerade die Offshore-Windenergie braucht aber endlich langfristige Planungssicherheit. Es ist an der Zeit, dass die Energiewende zur Chefsache gemacht wird.“ Zwar rechnet die Hafenwirtschaft ab dem kommenden Jahr mit einer neuen Auftragswelle, doch aller Voraussicht nach wird diese nur bis einschließlich 2019 anhalten. Anschließend sollen nach dem Willen der Bundesregierung nur noch zwei Offshore-Windparks pro Jahr gebaut werden: Auf lange Sicht sei daher „die Einschätzung eher verhalten“, meint Hans-Peter Zint, Geschäftsführer des Hafenbetreibers Cuxport.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 72 bis 74 zu lesen.