Offshore-Wind soll schneller wachsen

Bei der zweiten deutschen Ausschreibung für Offshore-Windparks ist der durchschnittliche Zuschlagswert im Vergleich zur Premiere im Vorjahr gestiegen. Die Branche sieht das Ergebnis dennoch als Beleg für eine anhaltende Kostenreduktion – und fordert von der Bundesregierung erneut ein Anheben der Ausbauziele.

Drei von vier bezuschlagten Projekten waren vergangenes Jahr mit Geboten von 0,00 ct/kWh als Gewinner aus der Premierenauktion hervorgegangen, was letztlich zu einem durchschnittlichen Zuschlagswert von 0,44 ct/kWh geführt hatte. Die zweite Auflage brachte nun einen mittleren gewichteten Zuschlagswert von 4,66 ct/kWh hervor, wie die Bundesnetzagentur (BNetzA) Ende April mitteilte. Für die insgesamt 1.610 ausgeschriebenen Megawatt (MW), von denen laut Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) mindestens 500 MW auf die Ostsee zu entfallen hatten, vergab die BNetzA sechs Zuschläge – drei für Windparks in der Nordsee und drei für Ostsee-Projekte.
Marktführer Ørsted, vormals Dong Energy, sicherte sich nach drei erfolgreichen Geboten im Vorjahr diesmal zwei Zuschläge. Den 420-MW-Windpark „Borkum Riffgrund West 1“ will der dänische Energiekonzern erneut komplett ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bauen und betreiben. Für „Gode Wind 4“ (131,75 MW) reichte er mit 9,83 ct/kWh das höchste Gebot ein, das noch einen Zuschlag erhielt.
Den dritten Zuschlag für die Nordsee erhielt Noch-RWE-Tochter Innogy für den 325-MW-Windpark „Kaskasi“, der ab 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Über die Gebotshöhe wurde zunächst nichts bekannt. Zwei der drei Ostsee-Zuschläge sicherte sich der spanische Energieerzeuger Iberdrola, der bis 2022/2023 für 6,46 ct/kWh das 476-MW-Projekt „Baltic Eagle“ bauen will und darüber hinaus im 10-MW-Projekt „Wikinger Süd“ den Einsatz neuer Techniken ohne EEG-Förderung plant. Die noch verbleibenden Kapazitäten der aktuellen Ausschreibung (247,25 MW) gingen an KNK Wind für den Windpark „Arcadis Ost“. Kurz nach Auktionsende wurde bekannt, dass der belgische Windparkentwickler Parkwind die KNK GmbH übernommen hat und damit nun in den deutschen Offshore-Windmarkt eintritt.
In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Offshore-Verbände anschließend, dass die Ausschreibung einen „anhaltenden Trend der Kostenreduktion“ bestätigt habe. Die im Vergleich zur ersten Runde höheren Durchschnittsgebote erklärten sich vor allem durch die „Ostseequote“, die weniger Wettbewerbsdruck zur Folge gehabt habe, heißt es darin. Unter dem Strich hätten die Auktionen in diesem und im vorigen Jahr gezeigt, „dass bei der Nutzung der Windenergie auf See seit 2017 eine unerwartet starke Kostendegression vollzogen wurde“. Vor diesem Hintergrund fordern die Verbände die Bundesregierung erneut auf, die Ausbauziele im Bereich Offshore-Windenergie deutlich anzuheben: statt der bisher politisch gewollten 15.000 MW bis 2030 auf mindestens 20.000 MW.
Ein Ende des politischen Schlingerkurses fordert auch Andreas Wellbrock. Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB: „Wir haben eine epochale Energietransformation vor uns, und die muss jetzt endlich mal über mehrere Legislaturperioden ganzheitlich gedacht werden.“ Der Offshore-Windenergie komme dabei eine tragende Rolle zu, da sie unter den Erneuerbaren inzwischen die günstigste und zugleich stetigste Energiequelle sei. Was es nun brauche, sei eine Verstetigung des Ausbaus auf deutlich erhöhtem Niveau.
Die nächste reguläre Offshore-Wind-Ausschreibung ist nach aktuell gültigem WindSeeG erst zum 1. September 2021 geplant. Dann werden interessierte Windparkbetreiber erstmals im so genannten zentralen Modell auf Flächen bieten, die das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bis dahin voruntersucht haben wird.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 62 und 63 zu lesen.

Offshore-Branche bejubelt das Auktionsergebnis

Nach einem zwischenzeitlichen Stimmungstief zeigt sich die hiesige Offshore-Windbranche aktuell nahezu euphorisch. Dass der Bau von Meereswindparks künftig ohne Förderung möglich sein soll, sorgt für Feierlaune.

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

Wenn sich selbst die Verlierer über das Ergebnis freuen, muss schon etwas Bemerkenswertes vorgefallen sein. So geschehen jüngst bei der ersten deutschen Auktion zur Vergütung von Offshore-Windenergie: Am Gründonnerstag hatte die Bundesnetzagentur bekanntgegeben, dass bei der Premierenausschreibung gleich drei Gebote von 0,00 ct/kWh einen Zuschlag erhalten haben. Doch wer nun erwartet hätte, dass die Unterlegenen angesichts derartiger Kampfpreise ihren Unmut über das neue Auktionssystem zum Ausdruck bringen, sah sich getäuscht. Die Branche ist sich offensichtlich in weiten Teilen darin einig, dass diese „Nullrunde“ ein Signal ist, das Hoffnung für die Zukunft macht. Das seien großartige Nachrichten, sagte Felix Würtenberger, Leiter des Bereichs Offshore-Entwicklung Niederlande und Deutschland bei Vattenfall, kürzlich bei der 13. „Windforce“-Konferenz in Bremerhaven. Für sein Unternehmen sei das Ergebnis zwar enttäuschend, weil man keinen Zuschlag erhalten habe: „Trotzdem halten wir Auktionen für einen großen Fortschritt, weil sie ein guter Weg sind, die Kosten zu senken. Und Kostenreduktion ist das Überlebensticket für die Branche.“
Beim jährlichen Branchentreffen „Windforce“ war die erste Ausschreibungsrunde unangefochten das Thema Nummer eins. Dass gleich drei Projekte ganz ohne Bezuschussung auskommen, sei ein wahrer Paukenschlag, betonte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB. Die langfristig erwarteten Kostensenkungspotenziale würden damit viel schneller umgesetzt als von Experten erwartet: „Jetzt ist es an der Politik, die Offshore-Windenergie nicht weiter als Kostentreiber der Energiewende zu brandmarken, sondern diese Chance zu nutzen, um die Ausbauziele der erneuerbaren Energien mit den Klimazielen zu synchronisieren – das heißt den Deckel deutlich anzuheben.“ Die Diskussion um die Öffnung des „Deckels“, also die Erhöhung des Ausbauziels von derzeit 15.000 Megawatt bis 2030, hatte unmittelbar nach Bekanntgabe des Auktionsergebnisses begonnen und war in Teilen der Politik durchaus positiv aufgenommen worden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal dämpfte nun allerdings diesbezügliche Hoffnungen der Branche. „Wir haben das im Moment nicht auf der Agenda“, sagte er. Energie-Staatssekretär Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium machte deutlich, dass der Netzausbau an Land nicht so schnell vorangehe wie geplant: Letztlich sei hierin die entscheidende Restriktion für einen beschleunigten Offshore-Ausbau zu sehen, nicht in der Politik.

Ein ausführlicher Bericht über die „Windforce“ und die aktuelle Stimmung in der Offshore-Branche ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen.

Drei, zwei, eins – meins?

Wer mit der geringsten Einspeisevergütung auskommt, erhält den Zuschlag: Das gilt jetzt auch beim Bau von Offshore-Windparks. In Kürze wird die Branche erfahren, welche Bieter bei der ersten Auktionsrunde den Zuschlag bekommen – und zu welchem Preis.

Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie

Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist das Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) in Kraft, das die weitere Entwicklung und Förderung der Offshore-Windenergie in Deutschland regelt und laut dem die Höhe der Vergütung künftig über Auktionen bestimmt wird. Vier Wochen später gab die Bundesnetzagentur die Bedingungen für die erste Ausschreibungsrunde bekannt: Teilnehmen können ausschließlich die Entwickler so genannter „bestehender Projekte“ – das sind solche Offshore-Windparks, die vor dem 1. August 2016 entweder schon über eine Genehmigung verfügten oder bereits erörtert wurden und die im Küstenmeer oder in den vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) definierten Clustern der Zonen 1 und 2 liegen. Als Frist für die Abgabe der Gebote wurde der 3. April festgesetzt, als Höchstwert für die Vergütung zwölf Cent pro Kilowattstunde (kWh).
Die Bundesregierung erwartet von der Umstellung auf das Ausschreibungssystem eine weitere Kostensenkung der Offshore-Windenergie, und allem Anschein nach liegt sie damit richtig. Nach dem bis Ende 2016 gültigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 wird Strom aus Offshore-Windparks, die bis Ende 2020 den Betrieb aufnehmen, je nach gewähltem Modell mit bis zu 15,4 ct/kWh für zwölf Jahre oder bis zu 19,4 ct/kWh für acht Jahre vergütet. Bei Auktionen in den Niederlanden und in Dänemark haben die Energiekonzerne Dong Energy und Vattenfall zuletzt für Gebote von 7,27 ct/kWh beziehungsweise 4,99 ct/kWh Zuschläge erhalten. Zwar sind die Bedingungen nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, weil die Meereswindparks hier zumeist weiter entfernt von der Küste entstehen und die Betreiber zusätzlich zu den Windkraftanlagen auch die parkinterne Umspannplattform finanzieren müssen. Dem Vernehmen nach rechnet die Branche aber auch hier mit Geboten im einstelligen Cent-Bereich. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir am Ende bei sechs bis acht Cent pro Kilowattstunde landen“, meint Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB.
Doch die Kalkulation ist mit Risiken verbunden, denn die ersten beiden Ausschreibungen (eine weitere folgt zum 1. April 2018) beziehen sich aufgrund des langen Planungsvorlaufs auf Offshore-Windparks, die zwischen 2021 und 2025 den Betrieb aufnehmen werden. „Letztlich ist das eine Wette auf die Zukunft, denn die Bieter müssen jetzt schon abschätzen, zu welchem Preis sie in fünf bis acht Jahren ihre Komponenten und Dienstleistungen einkaufen“, sagt Wellbrock. Das WindSeeG als Bestandteil des neuen EEG hält er daher für mittelstandsfeindlich: Die mit der Kalkulation verbundenen Risiken seien von großen Konzernen leichter zu tragen als von kleineren Unternehmen. „Die Zeit der Pioniere ist vorbei“, so der WAB-Chef. Wie der Rest der Branche kritisiert auch er nach wie vor die Kürzung der Ausbauziele auf 15.000 Megawatt (MW) bis 2030. „Um die niedrigen Preise tatsächlich auch erreichen zu können, brauchen wir Skaleneffekte und ein entsprechendes Ausbauvolumen.“ Die Offshore-Branche hoffe daher, dass es nach der Bundestagswahl noch einmal eine neue Diskussion um die Ausbauziele geben werde.
Aktuell sind in der deutschen Nord- und Ostsee Windkraftanlagen mit einer Kapazität von rund 4.000 MW bereits am Netz, einige weitere Parks werden derzeit gebaut. Der von der Bundesregierung geplante Ausbau auf 6.500 MW bis 2020 wird nach jetzigem Stand aller Voraussicht nach übertroffen: Es gibt zudem mehrere genehmigte Projekte mit alten Netzanbindungszusagen, bei denen die finale Investitionsentscheidung bereits getroffen wurde oder unmittelbar bevorsteht, sodass bis zum Auslaufen der fixen EEG-Vergütung Ende 2020 eine installierte Leistung von rund 7.700 MW erwartet wird. Für alle Meereswindparks, die ab 2021 ans Netz gehen, wird die Vergütungshöhe dann über Ausschreibungen bestimmt. Ein weiterer schon jetzt festgelegter Systemwechsel betrifft Projekte für die Zeit ab 2026: Wer dann einen Offshore-Windpark errichten möchte, bietet im sogenannten zentralen Modell auf Flächen, die das BSH bis dahin voruntersucht haben wird.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 84 bis 86 zu lesen.

Offshore-Branche fordert Verbesserungen bei gesetzlichen Rahmenbedingungen

Noch vor der parlamentarischen Sommerpause soll der Bundestag über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 sowie das neue Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) beschließen. Die deutsche Offshore-Windbranche hofft, dass die Parlamentarier im Vergleich zum vorliegenden Gesetzesentwurf noch Änderungen durchsetzen werden.

Andreas Wellbrock

Andreas Wellbrock

Beim jährlichen Branchentreff „Windforce“ im Juni waren das EEG 2016 und das WindSeeG die behrrschenden Themen. „Wir sind mit der Novelle des EEG nicht zufrieden“, machte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB, bei der Konferenz in Bremen deutlich. Die Offshore-Windbranche sei mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und befinde sich mitten in der Industrialisierung, so Wellbrock. Das Fundament für eine künftig erfolgreiche Industriepolitik seien verlässliche Rahmenbedingungen, die einen signifikanten Zubau in heimischen Gewässern ermöglichten. Nach seiner Auffassung und der eines Großteils der Branche ist das neue WindSeeG jedoch wenig geeignet, dies zu leisten. Was die WAB stattdessen für erforderlich hält, hat sie in fünf Kernpunkten auf einer überdimensionalen Postkarte notiert, die während der „Windforce“ zum Unterschreiben bereitstand und im Anschluss an Minister Gabriel überbracht werden sollte:
1.) Der jährliche Ausbaukorridor soll durchschnittlich mindestens 900 Megawatt (MW) betragen, was etwa zwei Offshore-Windparks sowie der Leistungsfähigkeit einer Konverterplattform entspricht. Nach aktuellem Gesetzesentwurf sind lediglich 730 MW pro Jahr vorgesehen.
2.) Die beiden für Offshore-Projekte von 2021 bis 2024 vorgesehenen Ausschreibungsrunden für bereits genehmigte oder in der Planung weit fortgeschrittene Windparks sollen nach jetzigem Stand schon im kommenden Jahr stattfinden. Die Branche fordert hier eine zeitliche Entzerrung und schlägt für die zweite Ausschreibung das Jahr 2019 vor, damit technologische Entwicklungen berücksichtigt und so Kostensenkungen ermöglicht werden können.
3.) Damit die Akteursvielfalt erhalten bleibt und sich auch der Mittelstand weiterhin am Wettbewerb beteiligen kann, sollen die Bieterbürgschaften auf 30 Millionen Euro pro Windpark begrenzt werden. Der Gesetzesentwurf sieht derzeit vor, dass Bieter im Übergangssystem 200 Euro pro Kilowatt (kW) installierter Leistung und für Projekte ab 2025 sogar 350 Euro pro kW an Sicherheiten zu hinterlegen haben, was bei einem 400-MW-Windpark 140 Millionen Euro wären.
4.) Nach Ansicht der Offshore-Branche sollte sich die Bundesregierung nicht schon jetzt für Projekte ab 2025 auf das so genannte zentrale Modell festlegen, laut dem die Bieter um die Errichtung eines Windparks auf einer staatlich voruntersuchten Fläche konkurrieren. Stattdessen solle man zunächst die Erfahrungen aus dem Übergangssystem abwarten, heißt es.
5.) Zu guter Letzt wird ein schnellerer Ausbau des Stromnetzes in Deutschland gefordert, was durch eine Bündelung der Kompetenzen beim Bund und eine Entmonopolisierung der Netzbetreiber zu erreichen sei.

Ein ausführlicher Bericht über das EEG 2016 und das WindSeeG ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 70 und 71 zu lesen, ein Artikel über die „Windforce“-Konferenz folgt in der Juli-Ausgabe auf den Seiten 78 und 79.

Andreas Wellbrock startet als neuer WAB-Geschäftsführer

Zum 1. April hat Andreas Wellbrock seinen neuen Posten als Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB mit Sitz in Bremerhaven angetreten. Vielen in der Branche ist der 52-Jährige bereits als früherer Vorstand der BLG Logistics Group bekannt, wo er seit Mitte 2013 für den Geschäftsbereich Kontraktlogistik verantwortlich war. Insgesamt war Wellbrock 16 Jahre lang für die BLG tätig und hat dort unter anderem das Geschäftsfeld Logistik für die Offshore-Windenergie aufgebaut. Für seinen neuen Job hat er sich unter anderem vorgenommen, mehr auf die Mitglieder der WAB zugehen zu wollen.

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

Vom familiengeführten Ingenieurbüro bis zum Großkonzern: Der Mitgliederkreis des Branchennetzwerks ist sehr heterogen, und so gibt es auch viele unterschiedliche Interessen, die miteinander zu koordinieren sind. „Wir wollen darum im Rahmen einer Befragung klären, wo unsere Mitglieder künftig die Schwerpunkte der WAB-Arbeit sehen“, nennt Wellbrock eines seiner vordringlichen Ziele. „Wir wissen aus der bisherigen Arbeit, dass für große Unternehmen die Lobbyarbeit in Berlin eine große Rolle spielt. Kleinere Unternehmen haben möglicherweise ganz andere Interessen, und das wollen wir herausfiltern, weil wir ja nach innen auch einen Dienstleistungs- und Serviceauftrag haben.“
Dass die WAB vor einigen Wochen den Messeteil der „Windforce“ abgesagt hat, stelle die Veranstaltung als Ganzes keineswegs in Frage, betont der neue Geschäftsführer. Angesichts der Konkurrenz durch die WindEnergy Hamburg, die Husum Wind und die Hannover Messe habe man sich entschieden, die Konferenz-Inhalte wieder in den Mittelpunkt der „Windforce“ zu stellen. „Wir bekommen immer wieder gespiegelt, dass auf diesem Niveau auf keiner anderen Veranstaltung Vorträge gehalten werden, aber auch über aktuelle Themen diskutiert werden kann“, sagt Wellbrock. „Das ist so etwas wie der Familientreff der Offshore-Windbranche, und darauf können wir im Moment nicht verzichten – und das wollen wir auch nicht.“
Die größte Herausforderung für die Zukunft ist aus Sicht des 52-Jährigen das Erneuerbare-Energien-Gesetz und alles, was damit zu tun hat. Die Branche könne ihre Potenziale nur dann voll ausschöpfen, wenn sie sich auf langfristige Planungssicherheit, ein passendes Umfeld für dynamische Entwicklung und eine sinnvolle Gestaltung des Ausschreibungsmodells verlassen können.

Ein ausführliches Interview mit Andreas Wellbrock ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf Seite 89 zu lesen.

Andreas Wellbrock wird neuer WAB-Geschäftsführer

Andreas Wellbrock

Andreas Wellbrock

Die Windenergie-Agentur WAB bekommt einen neuen Geschäftsführer. Wie das Branchennetzwerk mitteilt, wird Andreas Wellbrock den Posten zum 1. Juni 2016 übernehmen und damit Interimsgeschäftsführer Urs Wahl ablösen. Wellbrock ist der Branche bereits seit Längerem als Vorstandmitglied der Bremer BLG Logistics Group bekannt, wo er unter anderem den Aufbau des Geschäftsfelds Logistik für die Offshore-Windenergie verantwortete. „Nach Ronny Meyer haben wir mit Herrn Wellbrock die ideale Besetzung für unser Netzwerk gefunden“, betont Dr. Klaus Meier, Vorsitzender des WAB-Vorstands. Zentraler Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit solle die Stärkung der Windenergie-Agentur als Netzwerk für die Mitglieder werden, kündigt Wellbrock an. Ronny Meyer hatte die Geschäftsführung zum 31. August dieses Jahres aufgegeben, um Staatsrat beim Bremer Senator für Umwelt, Bau und Verkehr zu werden.
Vollständige Pressemitteilung

Häfen: Nach wie vor ambivalente Stimmung in der Branche

Die deutschen Häfen hoffen weiterhin auf neue Aufträge zum Umschlag von Offshore-Komponenten. Für 2016 bis 2019 sind die Voraussetzungen nicht schlecht: Anschließend könnte eine erneute Flaute folgen.

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Beim Umschlag von Komponenten für die Offshore-Windindustrie ist es ruhig geworden in den deutschen Häfen. Vor einem Jahr hatten viele Standorte die erste Boom-Phase bereits hinter sich und warteten auf Anschlussaufträge. Daran hat sich bis heute trotz zwischenzeitlicher Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und einigen Projekt-Ankündigungen nichts geändert. Von den acht Offshore-Windparks, die damals in deutschen Gewässern im Bau waren, sind vier inzwischen fertig, die anderen vier stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Mit dem Nordsee-Windpark „Gode Wind 1 und 2“ des dänischen Energiekonzerns Dong Energy ist seither nur ein neues Projekt in die Errichtungsphase eingetreten, der Baubeginn für ein weiteres („Sandbank“ von Vattenfall und Stadtwerke München) steht kurz bevor. Für beide wird allerdings Esbjerg als Basishafen fungieren, da die Windturbinen – wie bislang bei den meisten deutschen und europäischen Offshore-Windparks – von Marktführer Siemens kommen und in Dänemark produziert werden. „Momentan haben unsere Häfen höchstens noch Aufträge im Bereich Service und Wartung, die mit dem Aufbau von Windparks verbundenen Dienstleistungen sind praktisch komplett zum Stillstand gekommen“, fasst Andreas Wellbrock, Leiter des Lenkungskreises Offshore-Windenergie beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, die aktuelle Situation zusammen. „Freundlich gesagt ist die Stimmung gerade ziemlich ambivalent.“
Die Branche beklagt schon seit einiger Zeit, dass die maritime Wirtschaft bisher nicht wie erhofft von den Wertschöpfungspotenzialen der Offshore-Windenergie habe profitieren können. Die Hauptverantwortung dafür liege auf Seiten der Politik, meint Wellbrock. „Wir haben das Vertrauen in die Bundesregierung verloren, dass sie die Energiewende tatsächlich will und einen wirklichen Plan zu deren Umsetzung hat.“ Wann immer die Branche glaube, dass ein Problem gelöst sei und man mit neuem Schwung weitermachen könne, komme die Politik wieder mit einem neuen Thema – so wie jetzt mit der geplanten Ausschreibungspflicht für Erneuerbare-Energien-Anlagen oder zuvor mit den massiv gekürzten Ausbauzielen für die Zeit nach 2020. „Gerade die Offshore-Windenergie braucht aber endlich langfristige Planungssicherheit. Es ist an der Zeit, dass die Energiewende zur Chefsache gemacht wird.“ Zwar rechnet die Hafenwirtschaft ab dem kommenden Jahr mit einer neuen Auftragswelle, doch aller Voraussicht nach wird diese nur bis einschließlich 2019 anhalten. Anschließend sollen nach dem Willen der Bundesregierung nur noch zwei Offshore-Windparks pro Jahr gebaut werden: Auf lange Sicht sei daher „die Einschätzung eher verhalten“, meint Hans-Peter Zint, Geschäftsführer des Hafenbetreibers Cuxport.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 72 bis 74 zu lesen.

Offshore-Windenergie: In den Häfen zeigt sich ein gemischtes Bild

Manche Häfen haben derzeit in Sachen Offshore-Windenergie gut zu tun, bei anderen macht sich schon die Flaute bei der Auftragsvergabe bemerkbar. Alle hoffen auf eine Erholung der Branche.

Der Container Terminal 1 in Bremerhaven wird zum Umschlag von Offshore-Komponenten genutzt.

Der Container Terminal 1 in Bremerhaven wird zum Umschlag von Offshore-Komponenten genutzt.

Acht Offshore-Windparks werden aktuell in deutschen Gewässern errichtet, bei einigen von ihnen werden die Installationsarbeiten voraussichtlich in den nächsten Monaten abgeschlossen sein. Abgesehen vom Projekt „Gode Wind 1 und 2“ des Energiekonzerns Dong Energy, das ab 2015 in der Nordsee gebaut werden soll, sind zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Investitionsentscheidungen in der hiesigen Offshore-Windbranche getroffen. Von der damit einhergehenden Auftragsdelle sind nicht nur die Produktionsstätten betroffen, sondern auch die Häfen: Während an manchen Standorten der Offshore-Umschlag noch auf Hochtouren läuft, sind an anderen schon deutlich weniger Großkomponenten zu sehen als noch vor einem Jahr.
„Das unterscheidet sich von Hafen zu Hafen, aber es ist schon so, dass wir jetzt auch Leerstände sehen“, sagt Andreas Wellbrock, Leiter des Lenkungskreises Offshore-Windenergie beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe und Vorstand für Kontraktlogistik beim Hafenbetreiber BLG. „Die Häfen würden sich gerne weiter in der Offshore-Windenergie engagieren, und sie haben ja auch schon investiert – aber das ist jetzt davon abhängig, ob es weitere Projekte geben wird.“ Momentan sei die Lage von Stop-and-go-Lösungen geprägt, eine kontinuierliche Auslastung gebe es nicht. Wenn später eine neue Auftragswelle anrolle, könne es zu Engpässen an den Kaikanten kommen. „Was allen in der Offshore-Branche fehlt, und das gilt eben auch für die Häfen, ist Planungssicherheit“, macht Wellbrock deutlich. Es müsse nun abgewartet werden, ob die Bundesregierung mit ihrer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes tatsächlich für Stabilität sorge.
Als „etwas gedämpft“ bezeichnet Frank Schnabel, Sprecher der „Hafenkooperation Offshore-Häfen Nordsee SH“ und Geschäftsführer unter anderem von Brunsbüttel Ports und Rendsburg Port, nach der großen Anfangseuphorie die aktuelle Stimmung in den Häfen. „Dennoch gibt es weiterhin Potenziale in diesem Markt“, betont er und verweist auf positive Entwicklungen wie auf Helgoland und in Rendsburg. Die Offshore-Windenergie ermögliche weiterhin eine „Renaissance der Küste“, die Potenziale für eine Vielzahl von Häfen aufzeige und langfristig Beschäftigung generieren werde.

Ein ausführlicher Bericht mit einer Übersicht der Häfen, die im Bereich Offshore-Windenergie aktiv sind, ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 80 bis 82 zu lesen.