Bremerhaven kämpft um Offshore-Zukunft

Bremerhaven ist Standort der ersten Stunde, wenn es um Offshore-Windenergie in Deutschland geht. Welche Rolle die Stadt an der Wesermündung künftig für die Branche spielen wird, ist jedoch ungewiss: Zuletzt lief es bei Weitem nicht mehr so rund wie in den Anfangsjahren.

Container Terminal Bremerhaven mit Errichterschiff

Container Terminal Bremerhaven mit Errichterschiff

Als sich 2003 der Turbinenbauer Multibrid (später Areva, jetzt Adwen) in Bremerhaven ansiedelte und Ende 2006 auch sein Mitbewerber Repower (jetzt Senvion) verkündete, in direkter Nachbarschaft seine Zelte aufschlagen zu wollen, klopften sich Lokal- und Landespolitiker sowie Wirtschaftsförderer gegenseitig auf die Schultern. Die frühe Entscheidung, den Standort als Kompetenzzentrum für Windenergie entwickeln zu wollen und dafür auch die heute bundesweit agierende Windenergie-Agentur WAB zu gründen, hatte sich bezahlt gemacht. Neben verschiedenen Dienstleistern aus der Branche kam mit Weserwind zudem ein Hersteller von Fundamenten nach Bremerhaven. Hafenanlagen wurden schwerlastfähig gemacht und konnten fortan die großen Errichterschiffe abfertigen, Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik festigten den Ruf der Stadt als Offshore-Hochburg. Das Land Bremen begann mit den Planungen für ein modernes Offshore-Terminal (OTB), das ursprünglich 2014 fertig sein und weitere Unternehmen anziehen sollte. In den Hochzeiten zwischen 2010 und 2013 waren in Bremerhaven knapp 4.000 Menschen im Bereich Offshore-Windenergie beschäftigt.
Heute bietet sich ein anderes Bild, von der Euphorie der Anfangszeit ist nicht mehr viel zu spüren. Nach Angaben des Bremer Wirtschafts- und Häfenressorts ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Offshore-Industrie auf aktuell rund 1.500 gesunken, und weitere Entlassungen stehen unmittelbar bevor. Weserwind musste schon Anfang 2015 Insolvenz anmelden, weil sich die massiven Tripod-Fundamente des Herstellers gegen die schlankeren Monopiles und Jackets der Mitbewerber auf dem Markt nicht durchgesetzt haben. Aktuell ist ungewiss, wie es mit dem Turbinenproduzenten Adwen weitergeht, der erst vor wenigen Monaten die Installation eines Acht-Megawatt-Prototypen in Bremerhaven abgeschlossen hat. Mit einem Rotordurchmesser von 180 m gilt die Anlage als derzeit größtes Windrad der Welt: Ob sie am jetzigen Produktionsstandort auch in Serie geht, ist allerdings mehr als fraglich. Der französische Atomkonzern Areva hatte sich vorigen Herbst von seinen Anteilen am Unternehmen getrennt und sie dem bisherigen Joint-Venture-Partner Gamesa übertragen – der wiederum im April dieses Jahres mit der Windsparte von Siemens zusammengegangen ist. Und Siemens hat bekanntlich nicht weit entfernt in Cuxhaven gerade ein eigenes Werk gebaut. Fest steht, dass die Produktion bei Adwen vor Kurzem ausgelaufen ist, weil nach Abschluss der Turbinenfertigung für den Ostsee-Windpark „Wikinger“ keine Folgeaufträge in der Pipeline waren.
Und auch beim benachbarten Hersteller Senvion beziehungsweise seinem unter dem Namen Powerblades firmierenden Rotorblattwerk stehen zahlreiche Arbeitsplätze vor dem Aus. Im März hatte das Unternehmen mitgeteilt, seine Gondelwerke in Husum und Brandenburg sowie das Rotorblattwerk in Bremerhaven schließen und so insgesamt 730 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Ein Alternativkonzept, dass die Betriebsräte daraufhin erarbeiteten, um möglichst viele Jobs zu erhalten, lehnte die Geschäftsführung Mitte Juli ab. Einen weiteren Rückschlag hat unterdessen der OTB erlitten: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bremen hat kürzlich den voriges Jahr verhängten Baustopp bestätigt, wodurch nun auch der zwischenzeitlich angepasste Zeitplan zur Inbetriebnahme des neuen Offshore-Hafen im Jahr 2019 nicht mehr einzuhalten ist.

Ein ausführlicher Bercht über den Offshore-Standort Bremerhaven ist in der August-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 und 75 zu lesen.

Die Aufbruchstimmung in den Häfen ist vorbei

Während sich Cuxhaven nach wie vor über die Ansiedlung von Siemens freut, sind andere Hafenstandorte inzwischen zurückhaltender geworden, was das Geschäftsfeld Offshore-Windenergie angeht.

Die Offshore-Windenergie hat sich für einige deutsche Hafenstandorte als wichtiges zusätzliches Standbein etabliert – insgesamt haben sich die großen Hoffnungen, die die Hafenwirtschaft noch vor einigen Jahren in dieses Geschäftsfeld gesetzt hatte, allerdings nicht erfüllt. Fünf Jahre ist es jetzt her, seit der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) seinen Offshore-Hafenatlas veröffentlicht und damit die Ambitionen der Branche manifestiert hat, doch unter dem Strich ist die Zwischenbilanz durchwachsen. „Nach der damaligen Aufbruchstimmung ist vielerorts Ernüchterung eingetreten“, sagt ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. „Unsere Häfen sind in vielen unterschiedlichen Bereichen tätig: Sie verladen Offshore-Großkomponenten, bieten logistische Dienstleistungen an und stehen als Service-Häfen zur Verfügung. Die erhofften Mengen haben sich aber nicht bestätigt.“
Schon früh auf das neue Geschäftsfeld gesetzt hat man in Cuxhaven, wo seit 2007 die „Offshore Basis Cuxhaven“ mit den Offshore-Terminals 1 und 2 entstanden ist. Nach der Insolvenz des Fundamente-Herstellers Cuxhaven Steel Construction und dem Rückzug des Baukonzerns Strabag, der am Standort ursprünglich Schwerkraftfundamente hatte fertigen wollen, war die Stimmung an der Elbmündung vorübergehend getrübt. Das änderte sich voriges Jahr im August: Da verkündete Offshore-Windkraftanlagen-Weltmarktführer Siemens, eine Fabrik zur Turbinenproduktion auf dem Gelände bauen und bis zu 1.000 Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Der erste Spatenstich für das Werk soll im Juni erfolgen, der Produktionsstart ist für Mitte 2017 geplant.
Auch Bremerhaven hatte sich zuvor Hoffnungen auf eine Ansiedlung des Turbinen-Herstellers gemacht. Für die Planer des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB) ist die Entscheidung des Weltmarktführers, seine Zelte 40 Kilometer weiter nördlich aufzuschlagen, ein herber Rückschlag. Dessen ungeachtet unterzeichnete im Februar die für die Realisierung zuständige Hafengesellschaft bremenports mit dem Hafendienstleister BLG Logistics einen Betreibervertrag für den 25 ha großen OTB, der über 30 Jahre läuft. Ab 2019 könne der neue Schwerlasthafen für die Vormontage und den Umschlag von Offshore-Windkraftanlagen zur Verfügung stehen, hieß es bei der Vertragsunterzeichnung. Diese optimistische Zeitplanung ist seit einigen Wochen unwahrscheinlicher denn je: Mitte Mai verhängte das Verwaltungsgericht Bremen im Eilverfahren einen Baustopp, nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Jahreswechsel Klage gegen den Bau der Hafenanlage eingereicht hatte. Die Umweltschützer argumentieren, dass sich die ursprünglichen Zielsetzungen des OTB durch die zwischenzeitlich in der Offshore-Branche eingetretenen Entwicklungen ohnehin nicht mehr erfüllen ließen und es somit keine Rechtfertigung gebe, ein Natura-2000-Schutzgebiet mit einer „unflexiblen Betonplatte“ zu beeinträchtigen. Auch das Gericht sieht noch „eine Vielzahl schwieriger Tatsachen- und Rechtsfragen zu klären“, um die es nun im Hauptverfahren gehen soll. Bis dahin dürften keine Bauarbeiten durchgeführt werden, da die Eingriffe möglicherweise irreversibel seien. Darüber hinaus stellten die Richter fest, dass der seit Ende November vorliegende Planfeststellungsbeschluss gar nicht vom Bremer Umweltsenator hätte herbeigeführt werden dürfen: Hierfür sei vielmehr die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig gewesen.
Dass sich die ursprünglichen Erwartungen manches Hafenstandorts nicht im erhofften Ausmaß erfüllt haben, haben auch die Mitglieder der schleswig-holsteinischen Hafenkooperation „Offshore-Häfen Nordsee SH“ erfahren. „Man muss leider attestieren, dass das Thema Offshore-Windenergie in Deutschland deutlich an Fahrt verloren hat“, stellt Frank Schnabel, Sprecher der Hafenkooperation und Geschäftsführer der Schramm Group, fest. „In Schleswig-Holstein ist in diesem Bereich weniger passiert, als wir uns gewünscht hätten.“ Zwar gebe es mit Helgoland ein Vorzeigeprojekt, doch so manch anderer Hafen im Verbund sei noch nicht zum Zug gekommen.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 bis 76 zu lesen.

Häfen: Nach wie vor ambivalente Stimmung in der Branche

Die deutschen Häfen hoffen weiterhin auf neue Aufträge zum Umschlag von Offshore-Komponenten. Für 2016 bis 2019 sind die Voraussetzungen nicht schlecht: Anschließend könnte eine erneute Flaute folgen.

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Kaiserhafen Bremerhaven, Archivbild 2013

Beim Umschlag von Komponenten für die Offshore-Windindustrie ist es ruhig geworden in den deutschen Häfen. Vor einem Jahr hatten viele Standorte die erste Boom-Phase bereits hinter sich und warteten auf Anschlussaufträge. Daran hat sich bis heute trotz zwischenzeitlicher Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und einigen Projekt-Ankündigungen nichts geändert. Von den acht Offshore-Windparks, die damals in deutschen Gewässern im Bau waren, sind vier inzwischen fertig, die anderen vier stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Mit dem Nordsee-Windpark „Gode Wind 1 und 2“ des dänischen Energiekonzerns Dong Energy ist seither nur ein neues Projekt in die Errichtungsphase eingetreten, der Baubeginn für ein weiteres („Sandbank“ von Vattenfall und Stadtwerke München) steht kurz bevor. Für beide wird allerdings Esbjerg als Basishafen fungieren, da die Windturbinen – wie bislang bei den meisten deutschen und europäischen Offshore-Windparks – von Marktführer Siemens kommen und in Dänemark produziert werden. „Momentan haben unsere Häfen höchstens noch Aufträge im Bereich Service und Wartung, die mit dem Aufbau von Windparks verbundenen Dienstleistungen sind praktisch komplett zum Stillstand gekommen“, fasst Andreas Wellbrock, Leiter des Lenkungskreises Offshore-Windenergie beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, die aktuelle Situation zusammen. „Freundlich gesagt ist die Stimmung gerade ziemlich ambivalent.“
Die Branche beklagt schon seit einiger Zeit, dass die maritime Wirtschaft bisher nicht wie erhofft von den Wertschöpfungspotenzialen der Offshore-Windenergie habe profitieren können. Die Hauptverantwortung dafür liege auf Seiten der Politik, meint Wellbrock. „Wir haben das Vertrauen in die Bundesregierung verloren, dass sie die Energiewende tatsächlich will und einen wirklichen Plan zu deren Umsetzung hat.“ Wann immer die Branche glaube, dass ein Problem gelöst sei und man mit neuem Schwung weitermachen könne, komme die Politik wieder mit einem neuen Thema – so wie jetzt mit der geplanten Ausschreibungspflicht für Erneuerbare-Energien-Anlagen oder zuvor mit den massiv gekürzten Ausbauzielen für die Zeit nach 2020. „Gerade die Offshore-Windenergie braucht aber endlich langfristige Planungssicherheit. Es ist an der Zeit, dass die Energiewende zur Chefsache gemacht wird.“ Zwar rechnet die Hafenwirtschaft ab dem kommenden Jahr mit einer neuen Auftragswelle, doch aller Voraussicht nach wird diese nur bis einschließlich 2019 anhalten. Anschließend sollen nach dem Willen der Bundesregierung nur noch zwei Offshore-Windparks pro Jahr gebaut werden: Auf lange Sicht sei daher „die Einschätzung eher verhalten“, meint Hans-Peter Zint, Geschäftsführer des Hafenbetreibers Cuxport.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 72 bis 74 zu lesen.

Neues Logistikkonzept soll Bau von Offshore-Windparks günstiger machen

Die Offshore-Windbranche will die Kosten senken, um die Energie vom Meer langfristig wettbewerbsfähig zu machen. Einer der Ansatzpunkte ist hier die Errichtungslogistik: So arbeiten die Bugsier-Reederei und die deutsche Niederlassung des finnischen Konzerns Wärtsilä derzeit an einem neuartigen Logistikkonzept, das den Bau von Offshore-Windparks deutlich günstiger machen soll.

Bei der Windforce-Messe in Bremen ließ sich (v.l.)  Ferdinand Möhring (Geschäftsführer BLG Windenergy Logistics) das J-LASH-Konzept von Bugsier-Projektmanager Oliver Brandt erläutern.

Bei der Windforce-Messe in Bremen ließ sich (v.l.) Ferdinand Möhring (Geschäftsführer BLG Windenergy Logistics) das J-LASH-Konzept von Bugsier-Projektmanager Oliver Brandt erläutern.

Die neueste Generation von Offshore-Installationsschiffen ist nicht billig zu haben. Mit Charterraten von 150.000 Euro pro Tag ist es bei diesen Hightech-Geräten oft nicht getan – viel Geld, das auch dann fällig wird, wenn die Schiffe zwischen Baufeld und Basishafen pendeln, um sich dort neue Komponenten abzuholen. Denn so läuft es bisher: Einen guten Teil ihrer Einsatzzeit können die Errichtungsschiffe nicht ihrem eigentlichen Job, der Installation von Windenergieanlagen, widmen, weil sie mit Pendelfahrten und Ladevorgängen im Hafen beschäftigt sind. Wertvolle Wetterfenster für die Errichtung bleiben dabei häufig ungenutzt. Das könnte sich demnächst ändern, wenn es nach Wärtsilä und Bugsier geht. Gemeinsam arbeiten die beiden Unternehmen derzeit an einem neuen Logistikkonzept für die Offshore-Branche, das den Bau von Meerswindparks nicht nur insgesamt effizienter, sondern vor allem auch kostengünstiger machen soll. Im Zentrum steht dabei das eigens hierfür entwickelte J-LASH (Jackable Lighter Aboard Ship) – ein Installationsschiff, das im Baufeld bleibt und sich die Komponenten von kleineren Transporteinheiten zuliefern lässt.
Die Idee, beim Bau von Offshore-Windparks mit Feederkonzepten zu arbeiten, ist nicht neu. In der Praxis sind entsprechende Vorhaben bislang allerdings daran gescheitert, dass ein fest stehendes Hubschiff die mehrere hundert Tonnen schweren Fundamente und Turbinen nur bei sehr geringem Seegang gefahrlos von einer schwimmenden Zubringerbarge übernehmen kann. Die ebenfalls schon angedachte Idee, Bargen zu diesem Zweck mit eigenen Hubsystemen auszustatten, hat sich bisher offensichtlich als nicht wirtschaftlich erwiesen. Beim J-LASH-Konzept soll die Problematik nun so gelöst werden, dass das Installationsschiff anstelle eines Ladedecks ein Ladedock hat und somit selbst als „Basishafen“ dient. Die mit Komponenten beladene Barge fährt in das Dockschiff ein, wodurch eine sichere Übergabe der Ladung losgelöst vom Seegang ermöglicht wird. Nach dem Verbauen der angelieferten Fuhre wird die Barge ausgedockt und durch eine andere ersetzt, die direkt aus einem Produktionshafen kommend das Baufeld just in time erreicht. Durch diese Entkoppelung von Transport und Errichtung lasse sich viel Zeit und Geld sparen, erläutert Bugsier-Abteilungsleiter Sven Schröder: „Wir gehen davon aus, dass der Bau eines Offshore-Windparks mit unserem Konzept 30 Prozent schneller gehen kann und in der Errichtungslogistik 15 Prozent günstiger wird.“ Das Ziel der Verantwortlichen ist es nach eigener Aussage, noch in diesem Jahr einen ersten Kunden für das System präsentieren zu können.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Oktober-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 52 und 53 zu lesen.

Offshore-Windenergie: In den Häfen zeigt sich ein gemischtes Bild

Manche Häfen haben derzeit in Sachen Offshore-Windenergie gut zu tun, bei anderen macht sich schon die Flaute bei der Auftragsvergabe bemerkbar. Alle hoffen auf eine Erholung der Branche.

Der Container Terminal 1 in Bremerhaven wird zum Umschlag von Offshore-Komponenten genutzt.

Der Container Terminal 1 in Bremerhaven wird zum Umschlag von Offshore-Komponenten genutzt.

Acht Offshore-Windparks werden aktuell in deutschen Gewässern errichtet, bei einigen von ihnen werden die Installationsarbeiten voraussichtlich in den nächsten Monaten abgeschlossen sein. Abgesehen vom Projekt „Gode Wind 1 und 2“ des Energiekonzerns Dong Energy, das ab 2015 in der Nordsee gebaut werden soll, sind zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Investitionsentscheidungen in der hiesigen Offshore-Windbranche getroffen. Von der damit einhergehenden Auftragsdelle sind nicht nur die Produktionsstätten betroffen, sondern auch die Häfen: Während an manchen Standorten der Offshore-Umschlag noch auf Hochtouren läuft, sind an anderen schon deutlich weniger Großkomponenten zu sehen als noch vor einem Jahr.
„Das unterscheidet sich von Hafen zu Hafen, aber es ist schon so, dass wir jetzt auch Leerstände sehen“, sagt Andreas Wellbrock, Leiter des Lenkungskreises Offshore-Windenergie beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe und Vorstand für Kontraktlogistik beim Hafenbetreiber BLG. „Die Häfen würden sich gerne weiter in der Offshore-Windenergie engagieren, und sie haben ja auch schon investiert – aber das ist jetzt davon abhängig, ob es weitere Projekte geben wird.“ Momentan sei die Lage von Stop-and-go-Lösungen geprägt, eine kontinuierliche Auslastung gebe es nicht. Wenn später eine neue Auftragswelle anrolle, könne es zu Engpässen an den Kaikanten kommen. „Was allen in der Offshore-Branche fehlt, und das gilt eben auch für die Häfen, ist Planungssicherheit“, macht Wellbrock deutlich. Es müsse nun abgewartet werden, ob die Bundesregierung mit ihrer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes tatsächlich für Stabilität sorge.
Als „etwas gedämpft“ bezeichnet Frank Schnabel, Sprecher der „Hafenkooperation Offshore-Häfen Nordsee SH“ und Geschäftsführer unter anderem von Brunsbüttel Ports und Rendsburg Port, nach der großen Anfangseuphorie die aktuelle Stimmung in den Häfen. „Dennoch gibt es weiterhin Potenziale in diesem Markt“, betont er und verweist auf positive Entwicklungen wie auf Helgoland und in Rendsburg. Die Offshore-Windenergie ermögliche weiterhin eine „Renaissance der Küste“, die Potenziale für eine Vielzahl von Häfen aufzeige und langfristig Beschäftigung generieren werde.

Ein ausführlicher Bericht mit einer Übersicht der Häfen, die im Bereich Offshore-Windenergie aktiv sind, ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 80 bis 82 zu lesen.

Deutsche Häfen hoffen auf weitere Aufträge aus der Offshore-Windbranche

Die deutschen Häfen haben sich beim Umschlag von Komponenten für die Offshore-Windindustrie als zuverlässige Partner etabliert. In der Nordsee werden aktuell sieben Meereswindparks gebaut, wodurch sich vor allem für die Häfen in Cuxhaven, Bremerhaven und Emden vielfältige Arbeitsfelder ergeben haben. In der Ostsee steht der Baubeginn des Projekts „EnBW Baltic 2“ unmittelbar bevor, dessen Komponenten über Rostock und Sassnitz verschifft werden sollen.

Installationsschiff "Innovation" im Kaiserhafen Bremerhaven

Installationsschiff „Innovation“ im Kaiserhafen Bremerhaven

„Unsere Häfen sind bis zu einem gewissen Grad auf die Aufgaben eingestellt, die sich durch den Ausbau der Offshore-Windenergie ergeben“, meint Andreas Wellbrock, Präsidiumsmitglied des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und Leiter des ZDS-Lenkungskreises Offshore-Windenergie. „Wir sind momentan allerdings an der Kapazitätsgrenze und behelfen uns stellenweise mit Übergangslösungen, was mit Blick auf die Kostendiskussion nicht gerade optimal ist.“ Um bei den logistischen Prozessen geringstmögliche Kosten erreichen zu können, brauche es eine ideale Infrastruktur. Die werde im Übrigen auch dann benötigt, wenn es nach erfolgreichem Abschluss der ersten Ausbaustufe demnächst zu einem Bauboom auf See kommen werde. Aktuell lässt der freilich auf sich warten, da angesichts der entstandenen Unsicherheiten über die zukünftigen Einspeisevergütungen in der Branche seit geraumer Zeit keine Aufträge mehr vergeben werden. Auch die Hafenwirtschaft hofft daher auf politischen Rückenwind aus Berlin spätestens nach der Bundestagswahl, um weiter im Offshore-Geschäft bleiben und es noch ausbauen zu können.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der August-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 40 und 41 zu lesen.

Helgoland macht sich fit für die Offshore-Windbranche

Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, dass mit dem symbolischen ersten Spatenstich die Sanierungsarbeiten auf dem insgesamt gut zehn Hektar großen Südhafengelände Helgolands begonnen haben. Inzwischen hat sich einiges getan: Die Baureifmachung der neu zu nutzenden Flächen ist abgeschlossen, die drei Betreiber von Offshore-Windparks im so genannten Helgoland-Cluster haben ihre langjährig gepachteten Grundstücke an der Südkaje Anfang Mai übernommen.

Südhafen Helgoland

Südhafen Helgoland

Sie alle werden die Insel in Zukunft als Service- und Reaktionshafen nutzen, um von dort ihre Windenergieanlagen zu betreiben und zu warten. Während RWE Innogy und WindMW, die seit September vorigen Jahres die Windparks „Nordsee Ost“ beziehungsweise „Meerwind Süd/Ost“ errichten, bereits mit dem Bau ihrer Werk- und Lagerhallen begonnen haben, will Eon Climate & Renewables in diesen Tagen damit starten. Das Unternehmen wird die ersten Fundamente für „Amrumbank West“ nach aktuellen Planungen in einigen Monaten setzen und benötigt die Infrastruktur auf der Nordseeinsel daher erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Um alle notwendigen Maßnahmen des Hafenprojekts miteinander zu verknüpfen, hatten die Gemeinde Helgoland und die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg, zu dem die Insel gehört, 2011 die Hafenprojektgesellschaft Helgoland (HGH) gegründet. Sie soll das Projektmanagement sowie Planungs- und Steuerungsaufgaben übernehmen und außerdem die Hafenflächen vermarkten. HGH-Geschäftsführer Peter Singer geht davon aus, dass die Erschließung des Hafengebiets Ende August abgeschlossen sein wird. Weil der zurückliegende Winter auch auf Helgoland streng gewesen sei, habe das Ganze ein paar Monate länger gedauert als ursprünglich geplant, erläutert er. Anschließend sollen bis Anfang 2015 die Südkaje ertüchtigt und die erforderlichen Wassertiefen im Vorhafen geschaffen werden, damit die Windparkbetreiber dort ihr Material umschlagen und Personalwechsel vornehmen können. Bis zum Abschluss der Arbeiten werden zumindest RWE und WindMW dafür auf die Kajen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Tönning im Süd- beziehungsweise Vorhafen zurückgreifen müssen – die beiden Unternehmen haben für diese Zeit Übergangsflächen angemietet und nutzen die Insel schon jetzt zeitweise als Planungs- und Servicestützpunkt.

Der komplette Artikel über den Ausbau des Helgoländer Südhafens ist im „Weser-Kurier“ vom 4. Juli 2013 nachzulesen.

Installationsschiff „Innovation“ bewährt sich in der Nordsee

Seit einem guten halben Jahr ist das Installationsschiff „Innovation“ der Bremer Reederei HGO InfraSea Solutions jetzt beim Bau des Offshore-Windparks „Global Tech 1“ im Einsatz, und die ersten Erfahrungen sind nach Aussage der Global Tech 1 Offshore Wind GmbH durchweg positiv.

Von Bremerhaven aus bringt das Kranhubschiff "Innovation" die Tripod-Fundamente für den Nordsee-Windpark "Global Tech 1" ins Baufeld.

Von Bremerhaven aus bringt das Kranhubschiff „Innovation“ die Tripod-Fundamente für den Nordsee-Windpark „Global Tech 1“ ins Baufeld.

„Das Schiff ist für uns nahezu perfekt“, sagt der leitende Offshore-Bauherrenvertreter Olaf Braun. Sowohl die Manövrierfähigkeit als auch die Transportkapazität würden in der Praxis überzeugen. In diesem Zusammenhang habe sich vor allem der spezielle Schwerlastkran vom Typ „Crane around the leg“ bewährt, der sich um eins der vier ausfahrbaren Beine des Hubschiffes drehen könne: Durch diese platzsparende Lösung könnten bei jeder Fahrt von Bremerhaven ins Baufeld gleich drei Tripod-Fundamente inklusive der zur Befestigung benötigten Pfähle und sonstigem Zubehör transportiert werden.
Aktuell (Stand 12. April) sind 26 von insgesamt 80 Fundamenten des 90 Kilometer nordwestlich von Juist entstehenden Windparks fest im Boden der Nordsee verankert. Mittlerweile habe man die Prozesse optimieren und die Zeitabläufe straffen können, berichtet Braun. Bei Baubeginn im vergangenen September hatten sich die Projektverantwortlichen noch gut einen Monat Zeit zum Setzen der ersten drei Tripods gelassen, um die Technik sowie das Verhalten des Kranhubschiffes bei Wind und Wellen zu testen. Inzwischen dauert eine komplette Tour inklusive Umschlag im Bremerhavener Kaiserhafen, Installation sowie Rückfahrt nur noch zwei Wochen, sofern das Wetter nicht dazwischenfunkt. Bis Ende dieses Jahres sollen alle Fundamente von „Global Tech 1“ stehen, die letzten Turbinen sollen nach aktuellem Zeitplan im Frühjahr 2014 installiert werden. Anschließend wird die „Innovation“ im Auftrag des dänischen Energiekonzerns Dong Energy den Offshore-Windpark „Westermost Rough“ in der britischen Nordsee errichten, wie jetzt bekannt wurde.

Logistik für Baustellen im Meer – eine besondere Herausforderung

Der Anteil der Logistikkosten an einer Offshore-Windenergieanlage schlägt nach Schätzungen von Experten mit 15 bis 25 Prozent zu Buche. Noch gibt es für den Transport von Komponenten und Personal keine standardisierten Abläufe, sondern lediglich Einzelfalllösungen. Für die Zukunft setzt die Branche auf eine steigende Lernkurve und optimierte Umschlagbedingungen in den Häfen sowie damit verbundene Kostenersparnisse innerhalb der logistischen Kette.

Rotorblätter am Bremerhavener Container-Terminal

Rotorblätter am Bremerhavener Container-Terminal

Einen Windpark mitten im Meer zu bauen, ist eine komplexe, anspruchsvolle und nicht zuletzt teure Angelegenheit. Mit Spezialschiffen müssen die Fundamente gesetzt und die Windenergieanlagen installiert werden, später müssen die Anlagen regelmäßig gewartet und bei Bedarf kurzfristig repariert werden. Die drei Bauherren von Meereswindparks in der Nähe der Nordsee-Insel Helgoland, WindMW („Meerwind Süd/Ost“, im Bau), RWE Innogy („Nordsee Ost“, im Bau) und Eon Climate & Renewables („Amrumbank West“, geplanter Baubeginn Ende 2013), haben die Höhe der Kosten für logistische Prozesse beim Bau und Betrieb ihrer Projekte noch nicht im Detail durchgerechnet – fest steht allerdings, dass sie auch hier in erheblichem Umfang zum Gesamtpreis beitragen werden. Das gilt unabhängig von den jeweiligen Konzepten, die sich schon allein bei der Anzahl der genutzten Installationsschiffe unterscheiden: So hat WindMW durchgängig zwei davon im Einsatz („Seajacks Zaratan“ und „Seajacks Leviathan“), während RWE mit einem arbeitet („Victoria Mathias“) und Eon je nach Bedarf eins oder zwei ins Baufeld pendeln lassen will („MPI Adventure“ und/oder „MPI Discovery“).

Ein ausführlicher Text über die logistischen Konzepte der Offshore-Windparks im so genannten Helgoland-Cluster ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 42 und 43 oder hier zu lesen.

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor

Helgoland entwickelt sich zum Servicestandort für die Offshore-Windindustrie: Mit E.ON Climate & Renewables, RWE Innogy und WindMW haben die Betreiber aller drei Meereswindparks im so genannten Helgoland-Cluster vertraglich festgelegt, das kleine Stück Land in der Nordsee als Stützpunkt nutzen zu wollen.

Helgoland

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor.

Aktuell wird auf der Insel mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein das Südhafengelände ausgebaut, damit die Unternehmen dort ab März 2013 ihre Lagerhallen und Büros errichten können. Die Gemeinde sieht im Einzug der Branche eine große Chance, neben dem Tourismus und der Forschung ein drittes wirtschaftliches Standbein zu etablieren: So erhofft sich Bürgermeister Jörg Singer langfristig 150 neue Arbeitsplätze und bis zu 40 neue Einwohner. Das Schifffahrtsmagazin „Hansa“ wird die Entwicklung Helgolands und den Ausbau zum Service- und Reaktionshafen für die Offshore-Windindustrie ab Dezember ein Jahr lang mit monatlichen Beiträgen zu unterschiedlichen Themen begleiten. Unter anderem geht es dabei um die aktuellen Bauarbeiten, die notwendige Kampfmittelräumung im Baugebiet sowie die logistischen Konzepte der drei Parkbetreiber.

Der erste Teil der Helgoland-Serie wird in der Dezember-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen sein und einen allgemeinen Überblick über die Geschichte der Insel liefern. Ergänzt wird der Artikel durch ein Interview mit Bürgermeister Jörg Singer.