Helgoland macht sich fit für die Offshore-Windbranche

Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, dass mit dem symbolischen ersten Spatenstich die Sanierungsarbeiten auf dem insgesamt gut zehn Hektar großen Südhafengelände Helgolands begonnen haben. Inzwischen hat sich einiges getan: Die Baureifmachung der neu zu nutzenden Flächen ist abgeschlossen, die drei Betreiber von Offshore-Windparks im so genannten Helgoland-Cluster haben ihre langjährig gepachteten Grundstücke an der Südkaje Anfang Mai übernommen.

Südhafen Helgoland

Südhafen Helgoland

Sie alle werden die Insel in Zukunft als Service- und Reaktionshafen nutzen, um von dort ihre Windenergieanlagen zu betreiben und zu warten. Während RWE Innogy und WindMW, die seit September vorigen Jahres die Windparks „Nordsee Ost“ beziehungsweise „Meerwind Süd/Ost“ errichten, bereits mit dem Bau ihrer Werk- und Lagerhallen begonnen haben, will Eon Climate & Renewables in diesen Tagen damit starten. Das Unternehmen wird die ersten Fundamente für „Amrumbank West“ nach aktuellen Planungen in einigen Monaten setzen und benötigt die Infrastruktur auf der Nordseeinsel daher erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Um alle notwendigen Maßnahmen des Hafenprojekts miteinander zu verknüpfen, hatten die Gemeinde Helgoland und die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg, zu dem die Insel gehört, 2011 die Hafenprojektgesellschaft Helgoland (HGH) gegründet. Sie soll das Projektmanagement sowie Planungs- und Steuerungsaufgaben übernehmen und außerdem die Hafenflächen vermarkten. HGH-Geschäftsführer Peter Singer geht davon aus, dass die Erschließung des Hafengebiets Ende August abgeschlossen sein wird. Weil der zurückliegende Winter auch auf Helgoland streng gewesen sei, habe das Ganze ein paar Monate länger gedauert als ursprünglich geplant, erläutert er. Anschließend sollen bis Anfang 2015 die Südkaje ertüchtigt und die erforderlichen Wassertiefen im Vorhafen geschaffen werden, damit die Windparkbetreiber dort ihr Material umschlagen und Personalwechsel vornehmen können. Bis zum Abschluss der Arbeiten werden zumindest RWE und WindMW dafür auf die Kajen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Tönning im Süd- beziehungsweise Vorhafen zurückgreifen müssen – die beiden Unternehmen haben für diese Zeit Übergangsflächen angemietet und nutzen die Insel schon jetzt zeitweise als Planungs- und Servicestützpunkt.

Der komplette Artikel über den Ausbau des Helgoländer Südhafens ist im „Weser-Kurier“ vom 4. Juli 2013 nachzulesen.

Kampfmittelbergung wird zur Herausforderung für die Branche

Etwa 50 Stück Munition hatten die Verantwortlichen nach den ersten Baugrunduntersuchungen in der Osterems erwartet. Mittlerweile haben die Kampfmittelbeseitiger von Boskalis Hirdes mehr als 1000 Stück zutage gefördert: Von der Munition in Kisten bis zur Schiffsartillerie mit 200 kg schweren Granaten stoßen sie dort auf die komplette Palette an konventionellen Kampfmitteln.

Kampfmittelbergung auf Helgoland

Kampfmittelbergung auf Helgoland

Das Unternehmen ist von Nordseenetzbetreiber Tennet beauftragt worden, die Kabeltrasse zwischen dem 15 Kilometer nordwestlich von Borkum entstehenden Offshore-Windpark „Riffgat“ und dem Anlandungspunkt im ostfriesischen Pilsum zu räumen. Knapp sieben Tonnen Kampfmittel haben die Experten schon geborgen – vier Minen mussten gleich an Ort und Stelle gesprengt werden, weil ein Transport zur Zerstörung an Land zu gefährlich gewesen wäre. Auch in den Baufeldern der aktuell entstehenden Windparks „Nordsee Ost“ und „Meerwind Süd/Ost“ nordwestlich von Helgoland sind in den vergangenen Monaten mehrfach explosive Funde zu verzeichnen gewesen.
Bald 70 Jahre liegt das Ende des Zweiten Weltkriegs nun zurück, doch auf dem Grund der deutschen Nord- und Ostsee liegen noch immer bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Kampfmittel. Hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum jemand für diese Altlasten interessiert,  muss sich jetzt die Offshore-Branche mit der Problematik auseinandersetzen – und das nicht nur beim Bau von Windparks und beim Kabellegen, sondern auch beim Ausbau der zum Transport von Komponenten und Technikern benötigten Häfen. So prägen auf dem Helgoländer Südhafengelände, wo demnächst drei Betreiber von Offshore-Windparks einziehen werden, derzeit große Erd- und Schutthaufen die Szenerie: Da das Gebiet früher militärisch genutzt wurde und zudem nahezu die gesamte Insel zum Ende des Zweiten Weltkriegs bombardiert und in den Folgejahren als Übungsfläche für Bombenabwürfe der Alliierten genutzt wurde, muss der Boden hier großräumig saniert und systematisch von Kampfmitteln befreit werden.

Ausführliche Texte über die Kampfmittelräumung auf Helgoland sowie die Kampfmittelbelastung von Nord- und Ostsee sind in der Februar-Ausgabe der “Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 30 bis 33 zu lesen.

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor

Helgoland entwickelt sich zum Servicestandort für die Offshore-Windindustrie: Mit E.ON Climate & Renewables, RWE Innogy und WindMW haben die Betreiber aller drei Meereswindparks im so genannten Helgoland-Cluster vertraglich festgelegt, das kleine Stück Land in der Nordsee als Stützpunkt nutzen zu wollen.

Helgoland

Helgoland bereitet sich auf den Einzug der Offshore-Windindustrie vor.

Aktuell wird auf der Insel mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein das Südhafengelände ausgebaut, damit die Unternehmen dort ab März 2013 ihre Lagerhallen und Büros errichten können. Die Gemeinde sieht im Einzug der Branche eine große Chance, neben dem Tourismus und der Forschung ein drittes wirtschaftliches Standbein zu etablieren: So erhofft sich Bürgermeister Jörg Singer langfristig 150 neue Arbeitsplätze und bis zu 40 neue Einwohner. Das Schifffahrtsmagazin „Hansa“ wird die Entwicklung Helgolands und den Ausbau zum Service- und Reaktionshafen für die Offshore-Windindustrie ab Dezember ein Jahr lang mit monatlichen Beiträgen zu unterschiedlichen Themen begleiten. Unter anderem geht es dabei um die aktuellen Bauarbeiten, die notwendige Kampfmittelräumung im Baugebiet sowie die logistischen Konzepte der drei Parkbetreiber.

Der erste Teil der Helgoland-Serie wird in der Dezember-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen sein und einen allgemeinen Überblick über die Geschichte der Insel liefern. Ergänzt wird der Artikel durch ein Interview mit Bürgermeister Jörg Singer.