Offshore-Branche fordert Planungssicherheit für die Zukunft

Fürs Erste ist die Sachlage klar: Offshore-Windkraftanlagen, die bis Ende kommenden Jahres von der Bundesnetzagentur Anschlusskapazitäten zugewiesen bekommen und bis Ende 2020 den Betrieb aufnehmen, können laut aktuellem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) noch mit einer festen Einspeisevergütung rechnen. Aber wie geht es danach weiter? Diese Frage beschäftigt aktuell die Branche.

Ronny Meyer, Geschäftsführer Windenergie-Agentur WAB

Ronny Meyer, Geschäftsführer Windenergie-Agentur WAB

Die Bundesregierung plant, die Vergütungshöhen für Erneuerbare-Energien-Anlagen künftig individuell über Ausschreibungen zu ermitteln und arbeitet derzeit an entsprechenden Modellen. Wie ein solches Modell im Bereich Offshore-Windenergie aussehen könnte, wurde jüngst unter anderem bei der Branchenkonferenz „Windforce 2015“ in Bremerhaven intensiv diskutiert. „Wir halten diesen Weg für nicht zielführend wenn es darum geht, die Akteursvielfalt zu erhöhen und die Kosten zu senken“, machte Ronny Meyer, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB, deutlich. Man sei dennoch in einen Dialog mit der Politik eingetretent, um zumindest bei der Ausgestaltung der Details mitreden zu können. „Fest steht, dass bereits getätigte Investitionen nicht gefährdet werden dürfen – und wir haben viele genehmigte und beantragte Windparkprojekte in der Nordsee und in der Ostsee, in die schon erhebliche Summen investiert worden sind“, betonte Meyer. Dies müsse bei einem zukünftigen Ausschreibedesign auf jeden Fall berücksichtigt werden. Der politische Prozess müsse nun zügig vorangehen, damit die Branche sich frühzeitig darauf einstellen könne, wie es nach 2020 weitergehe. „Wenn wir ab 2021 nur noch ausgeschriebene Windparks bauen wollen, müssen wir eigentlich schon nächstes Jahr mit den ersten Ausschreibungen anfangen: Sonst bekommen wir wieder Verzögerungen, die wir ja schon aus der Vergangenheit kennen und die unsere Industrie gefährden“, so der WAB-Chef. Unter dem Strich dürfe es „auf keinen Fall zu einem erneuten Fadenriss bei Offshore-Aufträgen“ kommen.

Ein ausführliches Interview mit WAB-Geschäftsführer Ronny Meyer zu den geplanten Ausschreibungen und ein Bericht über die „Windforce 2015“ sind in der Juli-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 bis 76 zu lesen.

HelWin2 geht in den Regelbetrieb

Es ist bereits die vierte Offshore-Netzanbindung in diesem Jahr: Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat das Anschlusssystem HelWin2 und damit auch die Konverterplattform „HelWin beta“ offiziell in Betrieb genommen.

Konverterplattformen "HelWin beta" (hinten) und "HelWin alpha" (vorne) in der Nordsee

Konverterplattformen „HelWin beta“ (hinten) und „HelWin alpha“ (vorne) in der Nordsee

HelWin2 hat eine Kapazität von 690 Megawatt (MW) und kann so rechnerisch bis zu 870.000 Haushalte mit Strom versorgen. Angeschlossen wird der 288-MW-Windpark „Amrumbank West“ von Energiekonzern Eon, der sich derzeit nördlich von Helgoland im Bau befindet. Wie schon bei den drei Anbindungsprojekten BorWin2 (800 MW), HelWin1 (576 MW) und SylWin1 (864 MW), die ebenfalls 2015 in den Regelbetrieb gegangen sind, war auch bei HelWin2  Siemens der Hauptauftragnehmer. Nach eigenen Angaben hat TenneT damit jetzt gut 3.500 MW Offshore-Übertragungskapazität realisiert: Das entspricht mehr als der Hälfte des politischen Ausbauziels von 6.500 MW bis 2020.
Pressemitteilung TenneT
Pressemitteilung Siemens