Wohnen und Arbeiten im Offshore-Windpark

Es hat länger gedauert als geplant, aber jetzt ist sie fertig: die erste Wohnplattform für einen deutschen Offshore-Windpark. Anfang Juni ist das 2.500 Tonnen schwere Bauwerk in der Nordsee aufgestellt worden.

Wohnplattform "DanTysk"

Wohnplattform „DanTysk“

„Die Errichtung der Plattform im Windpark ,DanTyskʻ 70 Kilometer vor Sylt soll im Herbst 2014 erfolgen.“ So hatten es die Windpark-Bauherren Vattenfall und Stadtwerke München (SWM) im Oktober 2012 angekündigt, als sie die Auftragsvergabe für den Bau der in Deutschland bislang einmaligen Wohnplattform verkündeten. Der Auftrag ging damals an den Kieler Nobiskrug-Standort, heute German Naval Yards. Vor genau einem Jahr sollte der Stahlkoloss dann schon einmal zu seinem Einsatzort geschleppt und installiert werden, die benötigten Schiffe waren dem Vernehmen nach schon bestellt. Doch kurz vor dem anberaumten Termin wurde die Aktion wieder abgeblasen. Zu den genauen Hintergründen will sich keiner der Beteiligten äußern. „Wir sind damals zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser ist, die Endausrüstung auf einer anderen Werft machen zu lassen“, sagt Gunnar Groebler, Chef des Geschäftsbereichs Wind bei Vattenfall, dazu lediglich. „Jetzt schauen wir nach vorne und freuen uns auf die Inbetriebnahme der Plattform, alles andere ist vorbei.“
Nutznießer dieser Entscheidung war die Emder Werft und Dock GmbH (EWD), die sich letztlich den Auftrag zur Endausrüstung sicherte. Im Oktober 2015 wurde die Plattform auf einer Transportbarge von Kiel durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Emden geschleppt, wo in rund sieben Monaten unter anderem der Innenausbau und die Elektrik fertiggestellt wurden. Insgesamt sollen dort noch einmal 250.000 Arbeitsstunden angefallen sein, ist zu hören. „Das war für uns ein spannendes, gigantisches Projekt“, berichtete EWD-Geschäftsführer Christian Eckel kurz vor dem Sail-Out Ende Mai beim Ortstermin in Emden. Für sein auf Reparaturen, Nachrüstungen und Umbauten spezialisiertes Unternehmen sei dies ein wichtiger Auftrag gewesen: „Nicht nur, weil er Arbeit geschaffen hat – sondern auch, weil wir zeigen konnten, dass wir auch Neubauten ausrüsten können“, so Eckel.
In dieser Form ist die neue Wohnplattform bislang einzigartig. Zwar gibt es vergleichbare Konzepte aus der Öl- und Gasindustrie, und in Dänemark ist in einem Offshore-Windpark eine kleinere Wohnplattform für sechs Monate im Jahr in Betrieb. Ein ganzjährig genutztes „Meereshotel“ in dieser Größenordnung hat es allerdings im Bereich der Windenergie noch nicht gegeben. In anderen Offshore-Windparks werden die für Service- und Wartungsarbeiten benötigten Techniker je nach Küstenentfernung entweder vom Festland beziehungsweise einer benachbarten Insel zur Arbeit gebracht oder aber auf einem Hotel-Schiff untergebracht. Im Fall von „DanTysk“ beträgt die Entfernung zum nächsten größeren Offshore-Hafen Esbjerg knapp 100 Kilometer: Allein die An- und Abfahrt mit dem Schiff würde da schon jeden Tag rund sieben Stunden dauern. „Sowohl ökonomisch als auch technisch und von der Arbeitssicherheit ist die Wohnplattform für uns die beste Lösung“, betont Gunnar Groebler. Etwa 100 Millionen Euro hat sie gekostet und liegt damit nach Angaben des Vattenfall-Wind-Chefs trotz der Verzögerungen nur „knapp über dem ursprünglichen Budget“.

Ein ausführlicher Bericht über die Wohnplattform ist in der Juli-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen.