Fassmer setzt (auch) auf Wind

Fassmer in Berne baut nicht nur Schiffe, sondern liefert auch Komponenten für die Windindustrie. Mit einer kürzlich gegründeten Service-Tochter hat das Familienunternehmen nun zudem die Wartung und Reparatur von Windkraftanlagen ins Visier genommen.

Holger Fassmer

Holger Fassmer

Die LNG-Fähre „Helgoland“, das neue BSH-Vermessungs- und Forschungsschiff „Atair“ oder jüngst drei Einsatzschiffe für die Bundespolizei: Wer in der maritimen Branche über Fassmer spricht, hat zunächst vermutlich die Expertise des Unternehmens beim Bau von Spezialschiffen im Sinn. Dabei spielt der Bereich Windkraft dort mittlerweile eine vergleichbar große Rolle. „Wir sehen uns nicht explizit als Werft“, sagt Holger Fassmer, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Harald in fünfter Generation leitet. „Unter dem Dach der Gruppe haben sich über die Jahrzehnte unterschiedliche Produktbereiche entwickelt: Schiffbau und Windkraft stehen heute gleichberechtigt nebeneinander.“
Mitte der 1990er-Jahre gewann Fassmer mit Enercon und Repower (heute Senvion) die ersten beiden Kunden aus der Windindustrie. Inzwischen werden Gondel- und Spinnerverkleidungen in großen Stückzahlen an unterschiedliche Hersteller von Windkraftanlagen geliefert. Darüber hinaus entstehen in Berne Komponenten für Rotorblätter, Ringkanäle für den Turmbau, Gehäuse für Getriebestränge sowie weitere Komponenten aus Glasfaserverbundwerkstoff. „In den Anfangszeiten ging es noch ausschließlich um Onshore-Windenergie“, erläutert Holger Fassmer. „Aber als es mit der Offshore-Windenergie losging, sind wir den Weg mitgegangen.“ Zwar produziert das Unternehmen zahlenmäßig nach wie vor mehr Komponenten für die Onshore-Branche: Beim Umsatz halten sich die Onshore- und Offshore-Fertigung mittlerweile allerdings die Waage. Mit Siemens Gamesa zählt Fassmer auch den Marktführer bei der Produktion von Offshore-Anlagen zu seinen Kunden.
Kürzlich hat das Unternehmen eine Tochter mit dem Namen Fassmer Industrial Service gegründet, die Servicedienstleistungen wie Inspektion, Wartung und Reparatur an Rotorblättern und Verkleidungsteilen wie Maschinenhäusern und Naben sowie den Korrosionsschutz an Stahlteilen anbietet. Mit Reparaturen von Laminat- und Gondelschäden sowie Korrosionsschutz an Windkraftanlagen ist die Windkraft-Sparte von Fassmer schon seit einiger Zeit im Service-Bereich aktiv. „Wir haben das bisher allerdings nicht fokussiert betrieben“, erläutert Sebastian Temporale, Geschäftsführer des Tochterunternehmens. Als sich die Anfragen dann häuften, beschlossen die Verantwortlichen, sich ein Jahr lang intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. „Das haben wir 2017 getan, und es hat so gut geklappt, dass wir jetzt ein eigenes Unternehmen dafür gegründet haben.“ Im Offshore-Bereich sehe man definitiv einen großen Markt: „Wir konzentrieren uns aber nicht ausschließlich darauf. Wenn Aufträge aus der Onshore-Windbranche kommen, werden wir die auch annehmen.“

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 60 und 61 zu lesen.

Adwen streicht mehr als die Hälfte der Stellen

Der bisherige Turbinenproduzent Adwen hat bekanntgegeben, 260 von derzeit 480 Stellen in Deutschland abbauen zu wollen. Der Standort in Bremerhaven soll demnach für Servicetätigkeiten erhalten bleiben. Die „organisatorischen Veränderungen“ seien aufgrund fehlender Auftragseingänge, einer entsprechenden Änderung des Geschäftsmodells sowie der funktionalen Integration in das Unternehmen Siemens Gamesa Renewable Energy erforderlich, heißt es.

Offshore-Wind soll schneller wachsen

Bei der zweiten deutschen Ausschreibung für Offshore-Windparks ist der durchschnittliche Zuschlagswert im Vergleich zur Premiere im Vorjahr gestiegen. Die Branche sieht das Ergebnis dennoch als Beleg für eine anhaltende Kostenreduktion – und fordert von der Bundesregierung erneut ein Anheben der Ausbauziele.

Drei von vier bezuschlagten Projekten waren vergangenes Jahr mit Geboten von 0,00 ct/kWh als Gewinner aus der Premierenauktion hervorgegangen, was letztlich zu einem durchschnittlichen Zuschlagswert von 0,44 ct/kWh geführt hatte. Die zweite Auflage brachte nun einen mittleren gewichteten Zuschlagswert von 4,66 ct/kWh hervor, wie die Bundesnetzagentur (BNetzA) Ende April mitteilte. Für die insgesamt 1.610 ausgeschriebenen Megawatt (MW), von denen laut Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) mindestens 500 MW auf die Ostsee zu entfallen hatten, vergab die BNetzA sechs Zuschläge – drei für Windparks in der Nordsee und drei für Ostsee-Projekte.
Marktführer Ørsted, vormals Dong Energy, sicherte sich nach drei erfolgreichen Geboten im Vorjahr diesmal zwei Zuschläge. Den 420-MW-Windpark „Borkum Riffgrund West 1“ will der dänische Energiekonzern erneut komplett ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bauen und betreiben. Für „Gode Wind 4“ (131,75 MW) reichte er mit 9,83 ct/kWh das höchste Gebot ein, das noch einen Zuschlag erhielt.
Den dritten Zuschlag für die Nordsee erhielt Noch-RWE-Tochter Innogy für den 325-MW-Windpark „Kaskasi“, der ab 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Über die Gebotshöhe wurde zunächst nichts bekannt. Zwei der drei Ostsee-Zuschläge sicherte sich der spanische Energieerzeuger Iberdrola, der bis 2022/2023 für 6,46 ct/kWh das 476-MW-Projekt „Baltic Eagle“ bauen will und darüber hinaus im 10-MW-Projekt „Wikinger Süd“ den Einsatz neuer Techniken ohne EEG-Förderung plant. Die noch verbleibenden Kapazitäten der aktuellen Ausschreibung (247,25 MW) gingen an KNK Wind für den Windpark „Arcadis Ost“. Kurz nach Auktionsende wurde bekannt, dass der belgische Windparkentwickler Parkwind die KNK GmbH übernommen hat und damit nun in den deutschen Offshore-Windmarkt eintritt.
In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Offshore-Verbände anschließend, dass die Ausschreibung einen „anhaltenden Trend der Kostenreduktion“ bestätigt habe. Die im Vergleich zur ersten Runde höheren Durchschnittsgebote erklärten sich vor allem durch die „Ostseequote“, die weniger Wettbewerbsdruck zur Folge gehabt habe, heißt es darin. Unter dem Strich hätten die Auktionen in diesem und im vorigen Jahr gezeigt, „dass bei der Nutzung der Windenergie auf See seit 2017 eine unerwartet starke Kostendegression vollzogen wurde“. Vor diesem Hintergrund fordern die Verbände die Bundesregierung erneut auf, die Ausbauziele im Bereich Offshore-Windenergie deutlich anzuheben: statt der bisher politisch gewollten 15.000 MW bis 2030 auf mindestens 20.000 MW.
Ein Ende des politischen Schlingerkurses fordert auch Andreas Wellbrock. Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB: „Wir haben eine epochale Energietransformation vor uns, und die muss jetzt endlich mal über mehrere Legislaturperioden ganzheitlich gedacht werden.“ Der Offshore-Windenergie komme dabei eine tragende Rolle zu, da sie unter den Erneuerbaren inzwischen die günstigste und zugleich stetigste Energiequelle sei. Was es nun brauche, sei eine Verstetigung des Ausbaus auf deutlich erhöhtem Niveau.
Die nächste reguläre Offshore-Wind-Ausschreibung ist nach aktuell gültigem WindSeeG erst zum 1. September 2021 geplant. Dann werden interessierte Windparkbetreiber erstmals im so genannten zentralen Modell auf Flächen bieten, die das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bis dahin voruntersucht haben wird.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 62 und 63 zu lesen.

wpd reicht Verfassungsbeschwerde ein

Der Bremer Projektierer und Betreiber von Windparks wpd hat beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Verfassungesbeschwerde gegen die Bestimmungen des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) eingereicht. Im Zentrum der Beschwerde steht der 2013 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie genehmigte Nordsee-Windpark „Kaikas“, der nach wpd-Angaben als einziges genehmigtes deutsches Offshore-Projekt durch das WindSeeG von zukünftigen Ausschreibungen ausgeschlossen wird. Das Unternehmen sieht darin einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz, die Berufs- und die Eigentumsfreiheit (Grundgesetz-Artikel 3, 12 und 14). Man habe über Jahre auf die damals gültige Gesetzeslage vertraut, die Entwickler mit vielen Anreizen zur Projektentwicklung angehalten habe, sagt Achim Berge Olsen, Geschäftsführer der wpd offshore GmbH. „Um die behördlichen Anforderungen zu erfüllen, haben wir einen bedeutenden zweistelligen Millionenbetrag investiert, um dann kurz vor Umsetzung durch einen Systemwechsel alle Möglichkeiten zur Realisierung wieder zu verlieren. Schlimmer kann man mit Investoren nicht umgehen und deutlicher kann man Investitionssicherheit nicht untergraben.“
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„Nordsee One“: Alle Turbinen installiert

Im Offshore-Windpark „Nordsee One“ ist jetzt die letzte von insgesamt 54 Turbinen installiert worden: Das teilen die beiden Projekteigentümer Northland Power (85 %) und RWE-Tochter Innogy (15 %) mit. Fast alle Anlagen würden bereits im Probebetrieb grünen Strom ins Netz einspeisen, heißt es in einer Mitteilung. Die kommerzielle Inbetriebnahme des 332-Megawatt-Windparks ist demnach bis Ende 2017 geplant.
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Bremerhaven kämpft um Offshore-Zukunft

Bremerhaven ist Standort der ersten Stunde, wenn es um Offshore-Windenergie in Deutschland geht. Welche Rolle die Stadt an der Wesermündung künftig für die Branche spielen wird, ist jedoch ungewiss: Zuletzt lief es bei Weitem nicht mehr so rund wie in den Anfangsjahren.

Container Terminal Bremerhaven mit Errichterschiff

Container Terminal Bremerhaven mit Errichterschiff

Als sich 2003 der Turbinenbauer Multibrid (später Areva, jetzt Adwen) in Bremerhaven ansiedelte und Ende 2006 auch sein Mitbewerber Repower (jetzt Senvion) verkündete, in direkter Nachbarschaft seine Zelte aufschlagen zu wollen, klopften sich Lokal- und Landespolitiker sowie Wirtschaftsförderer gegenseitig auf die Schultern. Die frühe Entscheidung, den Standort als Kompetenzzentrum für Windenergie entwickeln zu wollen und dafür auch die heute bundesweit agierende Windenergie-Agentur WAB zu gründen, hatte sich bezahlt gemacht. Neben verschiedenen Dienstleistern aus der Branche kam mit Weserwind zudem ein Hersteller von Fundamenten nach Bremerhaven. Hafenanlagen wurden schwerlastfähig gemacht und konnten fortan die großen Errichterschiffe abfertigen, Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik festigten den Ruf der Stadt als Offshore-Hochburg. Das Land Bremen begann mit den Planungen für ein modernes Offshore-Terminal (OTB), das ursprünglich 2014 fertig sein und weitere Unternehmen anziehen sollte. In den Hochzeiten zwischen 2010 und 2013 waren in Bremerhaven knapp 4.000 Menschen im Bereich Offshore-Windenergie beschäftigt.
Heute bietet sich ein anderes Bild, von der Euphorie der Anfangszeit ist nicht mehr viel zu spüren. Nach Angaben des Bremer Wirtschafts- und Häfenressorts ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Offshore-Industrie auf aktuell rund 1.500 gesunken, und weitere Entlassungen stehen unmittelbar bevor. Weserwind musste schon Anfang 2015 Insolvenz anmelden, weil sich die massiven Tripod-Fundamente des Herstellers gegen die schlankeren Monopiles und Jackets der Mitbewerber auf dem Markt nicht durchgesetzt haben. Aktuell ist ungewiss, wie es mit dem Turbinenproduzenten Adwen weitergeht, der erst vor wenigen Monaten die Installation eines Acht-Megawatt-Prototypen in Bremerhaven abgeschlossen hat. Mit einem Rotordurchmesser von 180 m gilt die Anlage als derzeit größtes Windrad der Welt: Ob sie am jetzigen Produktionsstandort auch in Serie geht, ist allerdings mehr als fraglich. Der französische Atomkonzern Areva hatte sich vorigen Herbst von seinen Anteilen am Unternehmen getrennt und sie dem bisherigen Joint-Venture-Partner Gamesa übertragen – der wiederum im April dieses Jahres mit der Windsparte von Siemens zusammengegangen ist. Und Siemens hat bekanntlich nicht weit entfernt in Cuxhaven gerade ein eigenes Werk gebaut. Fest steht, dass die Produktion bei Adwen vor Kurzem ausgelaufen ist, weil nach Abschluss der Turbinenfertigung für den Ostsee-Windpark „Wikinger“ keine Folgeaufträge in der Pipeline waren.
Und auch beim benachbarten Hersteller Senvion beziehungsweise seinem unter dem Namen Powerblades firmierenden Rotorblattwerk stehen zahlreiche Arbeitsplätze vor dem Aus. Im März hatte das Unternehmen mitgeteilt, seine Gondelwerke in Husum und Brandenburg sowie das Rotorblattwerk in Bremerhaven schließen und so insgesamt 730 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Ein Alternativkonzept, dass die Betriebsräte daraufhin erarbeiteten, um möglichst viele Jobs zu erhalten, lehnte die Geschäftsführung Mitte Juli ab. Einen weiteren Rückschlag hat unterdessen der OTB erlitten: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bremen hat kürzlich den voriges Jahr verhängten Baustopp bestätigt, wodurch nun auch der zwischenzeitlich angepasste Zeitplan zur Inbetriebnahme des neuen Offshore-Hafen im Jahr 2019 nicht mehr einzuhalten ist.

Ein ausführlicher Bercht über den Offshore-Standort Bremerhaven ist in der August-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 74 und 75 zu lesen.

Offshore-Branche bejubelt das Auktionsergebnis

Nach einem zwischenzeitlichen Stimmungstief zeigt sich die hiesige Offshore-Windbranche aktuell nahezu euphorisch. Dass der Bau von Meereswindparks künftig ohne Förderung möglich sein soll, sorgt für Feierlaune.

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock

Wenn sich selbst die Verlierer über das Ergebnis freuen, muss schon etwas Bemerkenswertes vorgefallen sein. So geschehen jüngst bei der ersten deutschen Auktion zur Vergütung von Offshore-Windenergie: Am Gründonnerstag hatte die Bundesnetzagentur bekanntgegeben, dass bei der Premierenausschreibung gleich drei Gebote von 0,00 ct/kWh einen Zuschlag erhalten haben. Doch wer nun erwartet hätte, dass die Unterlegenen angesichts derartiger Kampfpreise ihren Unmut über das neue Auktionssystem zum Ausdruck bringen, sah sich getäuscht. Die Branche ist sich offensichtlich in weiten Teilen darin einig, dass diese „Nullrunde“ ein Signal ist, das Hoffnung für die Zukunft macht. Das seien großartige Nachrichten, sagte Felix Würtenberger, Leiter des Bereichs Offshore-Entwicklung Niederlande und Deutschland bei Vattenfall, kürzlich bei der 13. „Windforce“-Konferenz in Bremerhaven. Für sein Unternehmen sei das Ergebnis zwar enttäuschend, weil man keinen Zuschlag erhalten habe: „Trotzdem halten wir Auktionen für einen großen Fortschritt, weil sie ein guter Weg sind, die Kosten zu senken. Und Kostenreduktion ist das Überlebensticket für die Branche.“
Beim jährlichen Branchentreffen „Windforce“ war die erste Ausschreibungsrunde unangefochten das Thema Nummer eins. Dass gleich drei Projekte ganz ohne Bezuschussung auskommen, sei ein wahrer Paukenschlag, betonte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB. Die langfristig erwarteten Kostensenkungspotenziale würden damit viel schneller umgesetzt als von Experten erwartet: „Jetzt ist es an der Politik, die Offshore-Windenergie nicht weiter als Kostentreiber der Energiewende zu brandmarken, sondern diese Chance zu nutzen, um die Ausbauziele der erneuerbaren Energien mit den Klimazielen zu synchronisieren – das heißt den Deckel deutlich anzuheben.“ Die Diskussion um die Öffnung des „Deckels“, also die Erhöhung des Ausbauziels von derzeit 15.000 Megawatt bis 2030, hatte unmittelbar nach Bekanntgabe des Auktionsergebnisses begonnen und war in Teilen der Politik durchaus positiv aufgenommen worden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal dämpfte nun allerdings diesbezügliche Hoffnungen der Branche. „Wir haben das im Moment nicht auf der Agenda“, sagte er. Energie-Staatssekretär Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium machte deutlich, dass der Netzausbau an Land nicht so schnell vorangehe wie geplant: Letztlich sei hierin die entscheidende Restriktion für einen beschleunigten Offshore-Ausbau zu sehen, nicht in der Politik.

Ein ausführlicher Bericht über die „Windforce“ und die aktuelle Stimmung in der Offshore-Branche ist in der Juni-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) zu lesen.

BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz: „Wir werden uns neu strukturieren“

Beim Ausbau der Offshore-Windenergie kommt dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) künftig eine noch zentralere Rolle zu als bisher schon. Das seit Anfang des Jahres geltende Windenergie-auf-See-Gesetz sieht vor, dass die Fördersätze für auf See erzeugten Strom jetzt auch in Deutschland in einem wettbewerblichen Ausschreibungsverfahren am Markt ermittelt werden. Das BSH soll für die Auktionen nach 2020 einen Flächenentwicklungsplan erstellen und geeignete Flächen voruntersuchen, auf die die  Ausschreibungsteilnehmer dann bieten.

Monika Breuch-Moritz
Foto: BSH

Um diese zusätzlich zu den Genehmigungsverfahren anfallenden neuen Aufgaben bewältigen zu können, wird die Behörde in den kommenden anderthalb Jahre 35 neue Mitarbeiter einstellen. Insgesamt beschäftigt sie derzeit rund 850 Mitarbeiter – darunter etwa 45, die sich mit Offshore-Windenergie befassen. „Wir werden uns neu strukturieren“, kündigt BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz nun an. „Durch den Umfang der neuen Aufgaben ist es jetzt an der Zeit, eine eigene Abteilung zu gründen.“ Angesichts der anstehenden Veränderungen nehme sie die Stimmung innerhalb der Behörde als positiv wahr: „Wir haben schon so viel Energie in die Offshore-Windenergie gesteckt, und das gibt noch einmal neuen Schwung.“ Das BSH werde die neue Abteilung so integrieren und aufbauen, dass andere Bereiche möglichst wenig gestört werden. Kritische Worte findet die Behördenchefin dafür, dass sich die Offshore-Windbranche erneut mit veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen muss. „Ein Systemwechsel bedeutet für die Wirtschaft immer den Verlust von Planungssicherheit, und das ist generell ein Problem. Deshalb wünscht man sich, dass ein Gesetz mal etwas länger hält, sonst kann die Wirtschaft nicht damit arbeiten.“

Ein ausführliches Interview mit BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz ist in der Mai-Ausgabe der „Hansa“ (International Marititime Journal) auf den Seiten 90 und 91 zu lesen.

Paukenschlag bei erster Offshore-Auktion

Mit sinkenden Preisen hatte die Branche gerechnet, aber das hatte wohl niemand erwartet: Bei der ersten deutschen Auktion für die Vergütung von Offshore-Windparks hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) gleich drei Gebote von 0,00 ct/kWh bezuschlagt. Der Energieversorger EnBW geht davon aus, dass er sein 900-Megawatt-Projekt „He Dreiht“ komplett subventionslos umsetzen und betreiben kann. Gleiches gilt für die beiden Nordsee-Windparks „OWP West“ (240 MW) und „Borkum Riffgrund West 2“ (240 MW) des dänischen Energiekonzerns Dong Energy, der mit einem Gebot von 6,00 ct/kWh für das Projekt „Gode Wind 3“ (110 MW) darüber hinaus auch den vierten von insgesamt vier Zuschlägen bei der Premieren-Ausschreibung erhalten hat. Damit werden weltweit erstmals Meereswindparks ohne staatliche Förderung gebaut.
„Unser Gebot zeigt, dass die Marktintegration der Offshore-Technologie bis Mitte des nächsten Jahrzehnts möglich ist und Offshore-Wind wesentlich dazu beitragen kann, dass Deutschland seine energie- und klimapolitischen Ziele erfüllt“, betonte EnBW-Vorstandsvorsitzender Frank Mastiaux bei der Bekanntgabe des Auktionsergebnisses. Mit einer geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2025 werde das Projekt von der rasch fortschreitenden Technologieentwicklung und weiterer Professionalisierung in der Windenergiebranche profitieren. Darüber hinaus ergäben sich wichtige Synergie- und damit Kostensenkungseffekte durch die räumliche Nähe zu zwei weiteren EnBW-Windparks in der Nordsee, „Hohe See“ und „Albatros“.
Dong Energy hatte sich nach eigenen Angaben mit sechs Projekten an der ersten Ausschreibungsrunde beteiligt. Vorbehaltlich der finalen Investitionsentscheidung ist die Fertigstellung der drei nun bezuschlagten Windparks für 2024 geplant. Bei der Preiskalkulation ist das Unternehmen unter anderem von deutlich größeren Turbinen ausgegangen, die laut Dong bis dahin über eine Leistung von bis zu 15 MW pro Anlage verfügen könnten.
Die BNetzA hat damit bei einem durchschnittlichen Zuschlagswert von 0,44 ct/kWh eine Gesamtkapazität von 1490 MW vergeben. Ausgeschrieben waren 1550 MW. Bei der nächsten Auktion im kommenden Jahr wird das Ausschreibungsvolumen dann 1610 MW betragen, mindestens 500 MW davon müssen laut Windenergie-auf-See-Gesetz auf die Ostsee entfallen. „Das Ausschreibungsverfahren hat demnach mittel- und langfristige Kostensenkungspotentiale freigesetzt, die zu einer in diesem Umfang nicht erwarteten Senkung der Förderung führen werden“, kommentierte BNetzA-Präsident Jochen Homann. „Es ist allerdings offen, ob sich so niedrige Zuschlagswerte in der nächsten Ausschreibung wiederholen werden.“
Pressemitteilung EnBW
Pressemitteilung Dong Energy
Pressemitteilung Bundesnetzagentur

Drei, zwei, eins – meins?

Wer mit der geringsten Einspeisevergütung auskommt, erhält den Zuschlag: Das gilt jetzt auch beim Bau von Offshore-Windparks. In Kürze wird die Branche erfahren, welche Bieter bei der ersten Auktionsrunde den Zuschlag bekommen – und zu welchem Preis.

Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie

Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist das Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) in Kraft, das die weitere Entwicklung und Förderung der Offshore-Windenergie in Deutschland regelt und laut dem die Höhe der Vergütung künftig über Auktionen bestimmt wird. Vier Wochen später gab die Bundesnetzagentur die Bedingungen für die erste Ausschreibungsrunde bekannt: Teilnehmen können ausschließlich die Entwickler so genannter „bestehender Projekte“ – das sind solche Offshore-Windparks, die vor dem 1. August 2016 entweder schon über eine Genehmigung verfügten oder bereits erörtert wurden und die im Küstenmeer oder in den vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) definierten Clustern der Zonen 1 und 2 liegen. Als Frist für die Abgabe der Gebote wurde der 3. April festgesetzt, als Höchstwert für die Vergütung zwölf Cent pro Kilowattstunde (kWh).
Die Bundesregierung erwartet von der Umstellung auf das Ausschreibungssystem eine weitere Kostensenkung der Offshore-Windenergie, und allem Anschein nach liegt sie damit richtig. Nach dem bis Ende 2016 gültigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 wird Strom aus Offshore-Windparks, die bis Ende 2020 den Betrieb aufnehmen, je nach gewähltem Modell mit bis zu 15,4 ct/kWh für zwölf Jahre oder bis zu 19,4 ct/kWh für acht Jahre vergütet. Bei Auktionen in den Niederlanden und in Dänemark haben die Energiekonzerne Dong Energy und Vattenfall zuletzt für Gebote von 7,27 ct/kWh beziehungsweise 4,99 ct/kWh Zuschläge erhalten. Zwar sind die Bedingungen nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, weil die Meereswindparks hier zumeist weiter entfernt von der Küste entstehen und die Betreiber zusätzlich zu den Windkraftanlagen auch die parkinterne Umspannplattform finanzieren müssen. Dem Vernehmen nach rechnet die Branche aber auch hier mit Geboten im einstelligen Cent-Bereich. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir am Ende bei sechs bis acht Cent pro Kilowattstunde landen“, meint Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB.
Doch die Kalkulation ist mit Risiken verbunden, denn die ersten beiden Ausschreibungen (eine weitere folgt zum 1. April 2018) beziehen sich aufgrund des langen Planungsvorlaufs auf Offshore-Windparks, die zwischen 2021 und 2025 den Betrieb aufnehmen werden. „Letztlich ist das eine Wette auf die Zukunft, denn die Bieter müssen jetzt schon abschätzen, zu welchem Preis sie in fünf bis acht Jahren ihre Komponenten und Dienstleistungen einkaufen“, sagt Wellbrock. Das WindSeeG als Bestandteil des neuen EEG hält er daher für mittelstandsfeindlich: Die mit der Kalkulation verbundenen Risiken seien von großen Konzernen leichter zu tragen als von kleineren Unternehmen. „Die Zeit der Pioniere ist vorbei“, so der WAB-Chef. Wie der Rest der Branche kritisiert auch er nach wie vor die Kürzung der Ausbauziele auf 15.000 Megawatt (MW) bis 2030. „Um die niedrigen Preise tatsächlich auch erreichen zu können, brauchen wir Skaleneffekte und ein entsprechendes Ausbauvolumen.“ Die Offshore-Branche hoffe daher, dass es nach der Bundestagswahl noch einmal eine neue Diskussion um die Ausbauziele geben werde.
Aktuell sind in der deutschen Nord- und Ostsee Windkraftanlagen mit einer Kapazität von rund 4.000 MW bereits am Netz, einige weitere Parks werden derzeit gebaut. Der von der Bundesregierung geplante Ausbau auf 6.500 MW bis 2020 wird nach jetzigem Stand aller Voraussicht nach übertroffen: Es gibt zudem mehrere genehmigte Projekte mit alten Netzanbindungszusagen, bei denen die finale Investitionsentscheidung bereits getroffen wurde oder unmittelbar bevorsteht, sodass bis zum Auslaufen der fixen EEG-Vergütung Ende 2020 eine installierte Leistung von rund 7.700 MW erwartet wird. Für alle Meereswindparks, die ab 2021 ans Netz gehen, wird die Vergütungshöhe dann über Ausschreibungen bestimmt. Ein weiterer schon jetzt festgelegter Systemwechsel betrifft Projekte für die Zeit ab 2026: Wer dann einen Offshore-Windpark errichten möchte, bietet im sogenannten zentralen Modell auf Flächen, die das BSH bis dahin voruntersucht haben wird.

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der April-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 84 bis 86 zu lesen.

„Sandbank“ produziert den ersten Strom

Der Offshore-Windpark „Sandbank“, der derzeit rund 90 Kilometer westlich von Sylt entsteht, hat seinen ersten Strom ins Netz eingespeist. Wie die beiden Betreiber Vattenfall und Stadtwerke München (SWM) mitteilen, sollen die insgesamt 72 Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils vier Megawatt nun sukzessive in Betrieb genommen werden und voraussichtlich im Frühjahr 2017 komplett am Netz sein. Bisher sind demnach 21 Turbinen installiert. „Die Inbetriebnahmearbeiten zeigen, dass es möglich ist, innerhalb kurzer Zeit nach Errichtung einer Turbine mit der Stromproduktion beginnen zu können“, sagt Hergen Stolle, zuständiger Teilprojektleiter für die Windenergieanlagen bei Vattenfall.
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Bedarf an Schiffen für den Betrieb von Offshore-Windparks wächst

Je mehr Offshore-Windparks gebaut werden, umso mehr Schiffe werden für Service- und Wartungsarbeiten benötigt. Der maritimen Branche bieten sich damit neue Chancen.

Service Operation Vessel (SOV) "Windea la Cour" in Eemshaven

Service Operation Vessel (SOV) „Windea la Cour“ in Eemshaven

Insgesamt 835 Offshore-Windkraftanlagen haben laut Halbjahresstatistik der Deutschen WindGuard zum 30. Juni 2016 in der deutschen Nord- und Ostsee Strom ins Netz eingespeist. Sie alle müssen über die geplante Laufzeit von mindestens 20 Jahren instandgehalten und regelmäßig gewartet werden – ebenso wie die voraussichtlich rund 1.500 bis 2.000 weiteren Anlagen, die in den kommenden 15 Jahren hinzukommen werden, wenn die aktuellen Ausbauziele der Bundesregierung erreicht werden sollen. Der Bedarf an Schiffen für den Bereich „Operations and Maintenance“ (O&M) ist dementsprechend groß, und so rückt nach mehreren Jahren, in denen der Bau von Offshore-Windparks im Fokus stand, nun die Betriebsphase mehr und mehr in den Fokus auch der maritimen Branche. „Wir stellen fest, dass sich die Anfragen für Schiffe, die für Service- und Wartungsarbeiten gebraucht werden, zuletzt deutlich gehäuft haben“, sagt Philippe Schönefeld von den auf Offshore-Brokerage spezialisierten Global Renewables Shipbrokers (GRS). Mittlerweile vermitteln er und sein Team für die Betriebsphase genauso häufig Schiffe wie für die Installationsphase: Für die Zukunft erwartet der Fachmann, dass sich das Verhältnis auf dem europäischen Markt auf etwa 70:30 zugunsten von O&M-Anfragen verschieben wird. „Während bei den deutschen Schiffbauern derzeit keine Bewegung im Geschäftsfeld Offshore-Wind festzustellen ist, sieht Schönefeld für die hiesigen Reeder durchaus zusätzliche Möglichkeiten im O&M-Bereich. „Grundsätzlich sind Chancen da – sofern ein Reeder spekulativ investieren oder sich einen der rar gesäten langfristigen Charterverträge sichern kann.“ Insgesamt fehle den Schiffseignern hierzulande allerdings aus seiner Sicht noch etwas die Wagnis-Bereitschaft in diesem Geschäftsfeld: „Da könnten wir noch mehr Support gebrauchen.“
Um Schiffe finanzieren zu können, bräuchten Reedereien in der Regel Partner, betont Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR). Vor allem die deutschen Banken seien mittlerweile aber sehr zurückhaltend bei Neugeschäften. „Langfristige Charterverträge helfen natürlich, um eine Finanzierung auf die Beine zu stellen und große Investitionen zu stemmen. Bei dem Bau von Crew Transfer Vessels und dem Aufbau von kompletten Rettungsketten sind deutsche Reedereien bereits vor einigen Jahren in Vorleistung getreten. Diese Innovationsbereitschaft zeigt heute entsprechende Erfolge.“ Insgesamt sind nach Nagels Aussage derzeit rund 20 heimische Reedereien im Bereich Offshore-Windenergie aktiv, die mit 50 Schiffen etwa 1.500 Arbeitsplätze sichern. „Die große Euphorie im Bereich Offshore-Windenergie hat sich zwar abgeschwächt, aber dennoch geht der Ausbau weiter. Wir haben in Deutschland das richtige Know-how, nicht nur um diese anspruchsvollen Schiffstypen zu bauen, sondern um sie auch wirtschaftlich und sicher zu betreiben.“

Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema sowie ein Interview mit Ralf Sören Marquardt (Geschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik) zum Status Quo des deutschen Schiffbaus in Sachen Offshore-Windenergie  sind in der September-Ausgabe der „Hansa“ (International Maritime Journal) auf den Seiten 170 bis 172 zu lesen.